Das macht mich richtig wütend

Ich komme gerade von Edeka hier auf der Insel. Ich kaufe ja nur noch sehr wenig im konventionellen Supermarkt, aber alles kaufe selbst ich nicht bio und so führt mich mein Weg dann halt auch gelegentlich zum hier ansässigen Edeka Markt. Kommt eh selten vor, weil ich mich immer öfter über falsch abgewogene Erdbeeren, das magere Bioanangebot und die muffeligen Kasserierinnen ärgere. Die heute war auch mehr mit Ihrem Kaugummi als mit den Kunden beschäftigt.

Aber richtig wütend gemacht hat mich eine vermutlich irgendwie gut gemeinte Aktion an den Kassen. Da hängen selbst gebastelte Boxen, wo ich als Kunde einen Euro reinwerfen möge („Was ist schon ein Euro“), irgendwie gegen den Hunger in der Welt. Wohin das Geld geht, keine Ahnung, wer es wirklich sammelt steht da auch nicht. Für mich schon mal Gründe genug, da nix zu geben, aber mich macht auch diese verlogene Doppelmoral wütend. Einerseits sein Geld mit Nestlé und anderen Erzeugern verdienen, die für den Hunger in der Welt mit verantwortlich sind, aber mich als Kunden dann um einen Euro anhauen, dazu noch ohne jegliche Transparenz.

Wenn dem Herrn Edeka Händler der Hunger in der Welt wirklich wichtig wäre, würde er u.a. die Nestlé Produkte aus seinem Sortiment verbannen. Tut er natürlich nicht, aber dann soll er mich bitte auch nicht anbetteln.

Ich spende jeden Monat an Ärzte ohne Grenzen und an das Hamburger Spendenparlament, beides Organisationen, die in meinen Augen viel Sinnvolles leisten und wo ich weiß, wo mein Geld landet. Das heißt nicht, das wir nicht auch sonst mal spenden. Wie z.B. an die Heilsarmee, die eine Notunterkunft in Hamburg errichtet hat und andere akute Projekte, die wir sinnvoll finden.

Und ich kaufe eben auch möglichst so ein, das ich mit meinem Konsumverhalten nicht zur Armut in anderen Ländern beitrage, in dem ich immer nur möglichst billig und ohne Blick auf die Herstellungsprozesse kaufe. Das gilt für Lebensmittel ebenso wie für Klamotten. Und das habe ich schon immer so gemacht, selbst zu meinen HartzIV Zeiten. Ich halte das für nachhaltiger als nen Euro zu spenden, aber da eben viel getan werden muß, sowohl hier als auch in der Welt, habe ich mich mal für die beiden Organisationen entschieden. Hier unterstütze ich auch noch die Initiative Bedingungsloses Grundeinkommen mit Geld, damit sie Grundeinkommen verlosen kann. Es ist natürlich immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber besser als gar nix tun.

Ich kann und will die Welt nicht retten, aber ich kann das tun, was mir möglich ist. Und uns geht es gut, es ist nur fair, wenn wir davon was abgeben, auch wenn wir wirklich hart arbeiten für das, was wir haben.

Ich finde es auch nicht verkehrt, wenn z.B. Supermärkte Aktionen starten, aber dann bitte nicht solche. Es geht auch anders:

Edeka in der Hafencity hat gerade eine richtig, sorry, geile, Aktion gemacht.

So, und nun geh ich mal Abendessen machen. Bei uns gibt es heute Kartoffeln mit Herz :-) 21014581_839389209558775_1700931531_oSo schön sie auch ist, sie wird gleich schnöde als Bratkartoffel enden und uns hoffentlich gut munden.

6 Anmerkungen zu “Das macht mich richtig wütend

  1. die Aktion von Edeka in Hamburg fand ich gestern im Netz und dachte: gut gemeint ist nicht gut gemacht – da bleiben zu viele Fragen offen! U.a. die, dass ja Edeka selbst es ist, die ihre Verträge mit diesem und jenem abschließen, mich nervt es hier z.B. sehr, dass fast alles Obst und Gemüse aus Spanien kommt (auch bio), selbst dann noch, wenn es in der Region auch reif ist – sie werben aber mit regional…
    herzlichst
    Ulli

    1. Bei der Aktion ging es um Vielfalt und gegen Rassismus und ich fand die Aktion sehr gut gemacht. Ich kaufe nix aus Spanien, weder Bio-noch nicht Bio, aber dieses Jahr ist z.B. den Bauern hier in den Vier-und Marschlanden ein Großteil der Ernte schlicht abgesoffen. Ich wollte neulich Kohlrabi kaufen, gab es nur aus sonst woher, weil der hiesige abgesoffen ist.

      1. ich weiß worum es bei dieser Aktion ging und im ersten Augenblick gefiel es mir auch, und dann tauchten doch die einen und anderen Gedanken auf und dazu stehe ich auch!

      2. Hab ich Dir das abgesprochen? Ich finde nur, das Tomaten aus Spanien und eine Aktion gegen Rassismus erstmal nicht soviel miteinander zu tun haben. Es gibt viele Unternehmen, an denen ich durchaus Kritik habe, die aber vereinzelt eben gute Aktionen machen. Und ich finde, diese ist eine davon.

  2. Wir halten es ähnlich, dank unserer BioEinkaufskooperative können wir auch mit knapp unter ALG II zu 90 % Bio kaufen. Ansonsten saisonal und so regional wie möglich. Gespendet wird auch und zum Spenden animiert, da wir nicht viel können. So hat unserer gerade verstorbener D. noch die Syrien- und die Griechenlandhilfe, sowie das hiesige Hospiz unterstützt. Sicher kann man mit seinen eigenen kleinen Möglichkeiten nicht die Welt retten, darum geht es auch nicht, man zeigt das es geht, dass es nicht A***, L*** und Konsorten sein müssen.

    1. Ich gehe auch gerne auf den Markt und kaufe dort vom örtlichen Gemüsebauern. Zumal im Alten Land und auch in den Vier-und Marschlanden inzwischen wohl flächendeckend integrierter Anbau betrieben wird. Aber dieses Jahr ist es wirklich schwierig, weil hier viel abgesoffen ist.

Leider keine Anmerkung mehr möglich.