Führung durch Auschwitz-Birkenau

Es war wahrlich nicht das erste KZ, bzw. dessen Gedenkstätte, die ich, die wir, besucht haben und doch hatte Auschwitz nochmal was besonderes. Wobei die Gedenkstätte nicht mal groß museumspädagogisch aufgemacht ist, so wie wir das aus Neuengamme oder Sachsenhausen kennen. Das ist vermutlich schlicht nicht nötig, bei den Massen, die täglich förmlich durchgeschleust werden. Mal in Ruhe stehen bleiben ist da nicht drin.

Und trotzdem bekommt man viel mit, die Führung war schon gut, nur halt etwas husch-husch, jedenfalls für unseren Geschmack und das nicht nur, weil Martin das Tempo kaum halten konnte, rein physisch. Da muss man auch psychisch mitkommen. Ich hatte an mancher Stelle schwer mit den Tränen zu kämpfen.

Was in diesen Gebäuden passiert ist, wissen wir alle… Mengele war einer der KZ Ärzte, die dort ihre perversen Menschenversuche gemacht haben.

Und als so ein Vollhonk auf dem Hinrichtungsplatz ein Selfie gemacht hat, ist mir fast der Kragen geplatzt. Die Bilder, die Gebäude und auch das, was ausgestellt ist, hat zumindest uns die Kehle zugeschnürt. Massen von Haaren, Schuhen, Koffern, Brillen und allem anderen, was man den Leuten noch entrissen hat, ob tot oder lebendig.

Besonders abartig auch die Duschräume, die mit niedlichen Zeichnungen versehen sind…. zynischer geht’s kaum

Muss man wohl nicht erklären….

Trotz des Tempos hat alleine die Führung in Auschwitz über 2 Stunden gedauert, bevor es dann mit dem Bus nach Birkenau ging. Das Lager war ungleich größer und weitläufiger. Da hatten allerdings zum Teil die Nazis selber noch, aber auch die Allierten einiges niedergebrannt. Die Nazis, um zu vertuschen, die Allierten wegen der Seuchengefahr.

Da Martin von dem Sprint zum Bus total erledigt war, sind wir in Birkenau nur noch ein kurzes Stück gelaufen. Mehr ging einfach nicht.

Es war auch ordentlich heiß, so schutzlos auf „offenem Feld“

Als wir Birkenau gerade verlassen wollten, kam eine große Gruppe offensichtlich israelischer Soldat/innen. Das hat mir fast die Kehle zugeschnürt, auch wenn ich keine Sympathien für Militär egal welcher Nation habe und auch ein durchaus kritisches Verhältnis zu Israel habe.

Auch sonst sah man immer wieder Menschen mit israelischen Fahnen
In solchen Waggons wurden die Menschen eingepfercht und ohne Versorgung und ohne sanitäre Einrichtungen angekarrt… nicht wenige haben schon das nicht überlebt. Die Bahn hat sich das übrigens gut bezahlen lassen und teilweise hat man die Menschen sogar gezwungen, sich Fahrkarten zu kaufen. Perverser geht’s kaum

In Auschwitz sind nach Schätzungen 1,1-1,5 Millionen Menschen umgekommen. Ermordet oder verhungert. Kurz vor der Befreiung hat man noch ca. 60.000 Menschen auf sog. Todesmärsche geschickt, die die meisten alleine schon wegen ihrer schlechten körperlichen Verfassung nicht überlebt haben.

Wir waren doch etwas fertig, als wir nach über 4 Stunden wieder am Auto waren und nach Breslau aufgebrochen sind. Trotzdem richtig und wichtig, das wir das gemacht haben, auch wenn wir wahrlich keine Nachhilfe in Geschichte brauchen. Ich hätte da gerne mal die ganz AfD Blase samt ihrer Anhängerschaft durchgeschleift. Die hätten es nötiger als wir.

Und ich sage es an dieser Stelle mal ganz deutlich, wir hatten überhaupt keine Lust, auf der Hinfahrt in Bautzen oder Görlitz anzuhalten… sicherlich schöne Städte (ich habe ja beide in meiner Leipziger Zeit gesehen), aber uns laufen da deutlich zu viele Nazis rum. Und ich habe es in Sachsen erlebt, das sich das auf die Stimmung in der Stadt auswirkt, egal, ob man welchen begegnet. Man muss dafür nicht von denen bedroht werden, um sich unbehaglich zu fühlen.

Mir sind Bundesländer wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und auch Thüringen in Teilen als Reiseländer derzeit einfach vergällt, so schön sie auch sind und ich weiß natürlich, das da viele vernünftige Menschen wohnen, auch viele, die mühsam versuchen, etwas gegen Rechts zu tun und dabei selber kriminalisiert und vor allem drangsaliert und bedroht werden. Auch Usedom mit seinem extrem hohen AfD und NPD Ergebnis ist für mich zumindest zur Zeit kein Reiseziel. Auch Polen bereitet da etwas Bauchschmerzen, wobei Städte wie Krakau und Breslau keine sind, in denen die Pis Partei gewinnen konnte.

So war Auschwitz-Birkenau in jeder Hinsicht sehr anstrengend, aber ein Muß für jeden, zumindest, wenn man eh da in der Gegend ist.

Für mich war es nach Buchenwald, Sachsenhausen und Neuengamme das vierte KZ, bzw. dem, was davon übrig geblieben ist und jedes hat seine Schwerpunkte und ist anders „aufbereitet“.

Da ich in der Kürze der Zeit nicht alles aufnehmen konnte, habe ich vor Ort noch einiges zum Nachlesen erworben.

Hier nochmal der Link zu den Bildern: Auschwitz-Birkenau