Keine Blumen für mich bitte

Ich möchte keine Blumen zum Internationalen Frauentag, genau so wenig, wie mein Gatte beklatscht werden möchte, als Pflegefachkraft.

Ich halte grundsätzlich wenig von Tagen, die mir vorgeben, an dieses oder jenes zu denken. Ich brauche keinen Muttertag, keinen Valentinstag. Den 8. März (wie auch die Gedenktage zum Nationalsozialismus) sehe ich etwas anders, auch wenn ich nicht glaube, dass es wirklich was bringt, einmal im Jahr die Ungerechtigkeiten anzuprangern, unter denen Frauen nach wie vor zu leiden haben.

Frauen werden nach wie vor schlechter bezahlt, sie haben nach wie vor oft schlechtere Bildungschancen, sie sind weitaus häufiger Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt, Herabwürdigungen wie z.B. diesen:

Aber bei den Schwachmaten ist eh jeder Versuch zwecklos….aber sie werden gewählt, trotz- oder noch schlimmer gerade deswegen

Und es ist der Internationale Frauentag und international liegt da noch viel mehr im Argen als bei uns. Wir haben uns inzwischen einiges erkämpft, aber ich weiß noch, das z.B. als ich an der Uni war, es kaum weibliche Professorinnen gab und wir im Studentenparlament und in den Fachschaftsräten immer wieder für weibliche Professorinnen gekämpft haben. Auch in meinem Fach, Jura, waren Frauen in der Minderheit und von vielen männlichen Kollegen nicht gerne gesehen. Ich erinnere mich an eine Dozentin, ihres Zeichens ein der ersten weiblichen Jurastudentinnen nach dem Krieg und später gegen viele Widerstände erste Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht Hamburg. Eine beeindruckende Frau, die aber ganz sicher viel Durchsetzungswillen brauchte und ein dickes Fell.
Natürlich geht es nur miteinander, nur leider sind es meistens Männer, die genau das verhindern. Aus Angst vor starken Frauen, aus Angst um ihre Pfründe.

Ich war und bin kein Fan von Alice Schwarzer (die langsam nur noch spinnt), aber sie hat schon manche Diskussion angezettelt, die nachhaltig was verändert hat. Ich war nie Emma Leserin, aber die Zeitung war wichtig. Ich bin gerade überrascht, dass es die Zeitung noch gibt.
Und gerade jetzt sehen wir doch, wie Frauen in alte Rollen zurück gedrängt werden, weil sie Zuhause gebraucht werden. Sie tragen oft die größte Last mit Homeschooling und Homeoffice. Und Parteien wie die AfD befeuern ein Frauenbild, bei dem ich nur noch das Kotzen kriege.
Ich selber habe gut Reden, ich hatte alle Bildungschancen, habe Abitur (am Helene-Lange-Gymnasium, Frauenrechtlerin und Pädagogin)

gemacht und Jura studiert. Für meine Mutter stand das nie in Frage und sie war finanziell wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Ich habe sehr spät geheiratet und zwar erst, als es passte und nicht, weil es von mir erwartet wurde. Dafür kriege ich mitleidige Blick, weil ich keine Kinder habe.
Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein sollten und deshalb finde ich die Aufmerksamkeit, die so ein Tag erzeugt, schon richtig und vor allem notwendig. Wünschen würde ich mir die allerdings 365 Tage im Jahr.

Augenhöhe

Eines Tages spazierte das Ehepaar Churchill durch ein vornehmes Quartier in London.

Die Leute grüssten und wechselten ein paar Worte mit dem Premierminister. Ein Strassenfeger hingegen grüsste vor allem Frau Churchill und die beiden blieben ein Weilchen in vertrautem Gespräch beiseite. Danach fragte Churchill seine Frau, was sie so lange mit einem Strassenfeger zu besprechen gehabt hätte.

„Ach…er war vor langer Zeit mal verliebt in mich“ entgegnete sie.Churchill schmunzelte und meinte: “ Siehst du, wenn du ihn geheiratet hättest, wärst du heute die Frau eines Strassenfegers“.

Frau Churchill schaute ihren Mann verwundert an und sagte die legendären Worte: „Aber nein Darling, wenn ich ihn geheiratet hätte, wäre er heute Premierminister“

Der Internationale Frauentag ist kein Tag gegen die Männer, es ist einer für die Frauen. So wie der Christopher Street Day kein Tag gegen Heteros ist, sondern für die Rechte von Homosexuellen. Trotzdem fühlen sich Männer immer wieder angegriffen, das finde ich schon fast putzig. Oder sie begreifen es nicht und verteilen Rosen, wie der CDU Azubi Amthor. Bubi, wir haben es auch ohne Dich manchmal schwer genug, Du musst uns nicht auf noch diesen Tag versauen.

Eigentlich wollte ich gar nix zu dem Tag schreiben, aber nachdem ich auf Facebook so viel hanebüchenden Mist gelesen habe, musst das mal raus.

Wir haben schon viel erreicht, aber es reicht eben noch nicht, auch wenn es kein Vergleich ist zu der Zeit, in der mein zuletzt gelesenes Buch spielt. Da durften Frauen gut aussehen und Kinder kriegen. Lernen durften sie nix, wozu auch, sie heirateten und dann hatte der Mann das Sagen. Oder sie mussten sich unter erbärmlichsten Bedingungen halb tot schuften oder prostituieren in den ganz armen Schichten.

Ich verschwinde mal in die Küche, wie sich das gehört und mache uns was feines zum Abendessen.

4 Anmerkungen zu “Keine Blumen für mich bitte

  1. Ja, es hat sich viel getan. Und ja, es ist noch viel im Argen. Ich möchte gern, dass es in dieser Hinsicht weitergeht. Aber mir wäre auch wichtig, dass wir irgendwann anfangen zu begreifen, dass wir alle Menschen sind – mit den gleichen Rechten und Pflichten, egal ob Mann, Frau oder Divers. Leider treffe ich zu häufig auf Leute und auch auf Maßnahmen, die im Moment einfach nur den Spieß umdrehen. Das kann doch auch nicht unser Ziel sein.

    1. Natürlich sind wir alle Menschen mit den gleichen Rechten, aber solange das nicht wirklich in der Gesellschaft angekommen ist, muss es eben auch leider zähe Kämpfe geben. Den miteinander geht es da oft nicht. Ich will auch nicht gegeneinander, aber ich glaube, wenn die Frauen, die so sehr für unsere Rechte gekämpft und auch gelitten haben, immer nur auf eine Miteinander gewartet hätten, würden wir heute noch in der Steinzeit leben. Viele Frauen mussten für ihren Kampf alles aufgeben, sie wurden geächtet und gejagt. Das wir alle gleich und gleichberechtigt miteinander leben, Frauen, Männer egal welcher sexuellen Ausrichtung, Menschen mit Behinderung, das wird wohl ein ewiger Menschheitstraum bleiben. Wir werden das ganz sicher nicht erleben.

      1. Natürlich geht es zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Gegenden nicht ohne Kampf. Und ich bin allen Frauen vor uns dankbar dafür, dass und was sie alles für uns erreicht haben.
        In Japanisch mussten wir vor ein paar Wochen über eine berühmte Person erzählen. Ich hatte Clara Zetkin gewählt. Sie ist mein großes Vorbild.

  2. Zum ersten mal fand der internationale Frauentag 1911 statt, noch vor dem ersten Weltkrieg. In dieser Zeit hat mein Soziopa um Frauenrechte gekämpft, um das Wahlrecht z.B. Ich finde den Tag schon in Ordnung. Er ist international und hat eine ganz andere Geschichte als der Muttertag oder irgenwelches Frauengedöhns zur Nazizeit. Clara Zetkin hatte das angeregt. Heute wird es unterstützt durch die vereinten Nationen. Auf Frauenprobleme soll aufmerksam gemacht werden und Frauenrechte eingefordert werden.
    Blumen möchte ich auch nicht, an einem Tag. Lobhudelei wäre das. Und dann geht der alte Stiefel weiter.
    Wir beide haben so unterschiedliches Leben gehabt. Auf dem Blog kann ich nur einwenig reden. Es ist eben alles sehr persönlich. Ich hätte gern mal mit dir geschwatzt.
    Ach ja, Frau sein hängt bei mir nicht vom Kinder haben ab. Ich hatte welche, weil ich es so wollte, habe viel Zeit und Mühe investiert. Für mich war das gut.

Leider keine Anmerkung mehr möglich.