Nach den schier unerträglichen Gewaltekzessen letzte Nacht (ich vermute, jeder hat die Bilder gesehen), fanden heute wieder zwei Demonstrationen statt, an denen auch ich mich beteiligt habe.
Aber zuerst war ich in einem wunderbaren Gottesdienst in der Hauptkirche St. Katharinen. Danach ging es direkt vor der Kirche zu Demo „Hamburg zeigt Haltung“Wunderbunt und friedlich. Aber wie mir schien, sehr klein. Als ich zuhause von 10.000 Teilnehmern las, kamen mir Zweifel. Ich bin dann doch noch mal eine Straße weiter zu der großen Demo „Grenzenlose Solidarität statt G 20“. Mit einem deutlich massiveren PolizeiaufgebotUnd leider auch wieder einigen vermummeten Kackbratzen, die aber nicht nur ich sehr laut und deutlich als Feiglinge beschimpft habe und sie aufgefordert habe, die Demo zu verlassen, natürlich ohne ErfolgBeide Demos sind aber friedlich geblieben. Bei der großen gab es genau wegen dieser Idioten einige Scharmützel mit der Polizei, aber sonst war es friedlich.Ich gebe aber zu, ein ungutes Gefühl ist bei mir mitgelaufen. Und da ich die andere Demo verlassen hatte und mir der Anschluß zu weit war, bin ich dann hier noch etwas mitgelaufen und bin dann wieder nach Hause.Lt. Attac sollen es 76.000 Menschen gewesen sein. Hamburg kann auch anders und ich glaube, sehr viele Menschen waren heute auch da, um genau das zu zeigen. Vermutlich sind aber auch viele aus Angst zuhause geblieben.Die politische Aufarbeitung dessen, was hier passiert ist, wird sicherlich folgen. Für einseitige Schuldzuweisungen ist hier sicherlich kein Raum, aber „Bei der Aufarbeitung sollten die Beteiligten Mut zur Komplexität beweisen. Differenzierung ist in aufgeheizten Situationen nötiger denn je. Man kann Gewalt verurteilen, Polizisten loben – und einzelne Polizeiaktionen skeptisch hinterfragen. Alles gleichzeitig“
Aus einem lesenswerten Kommentar in der taz: Die Stunde der VereinfacherDas die Polizei gestern in der Schanze erst so spät eingegriffen hat, nämlich als hochbewaffnete Spezialeinheiten des SEK eingetroffen waren, ist angesichts der Gefahrenlage verständlich. Warum ausgerechnet dieser Stadtteil aber offensichtlich frei zugänglich war, wird aufzuklären sein. Wie konnte der Polizei die Lage in der G20-Krawallnacht so entgleiten?
Das es hier keine Toten gegeben hat, ich halte es fast für ein Wunder. Die Polizisten sind hier für die Unfähigkeit der Politik verheizt worden, das ist unverantwortlich. Viele waren derart am Limit, das es ein Wunder ist, das da keiner ausgetillt ist.
Für morgen ist eine große Aufräumaktion in der Schanze geplant, zu der sich bei Facebook schon tausende Leute gemeldet haben. Die Bilder in dem Stern-Video sehen aus wie im Krieg… einfach nur gruselig. Ich überlege, ob ich mich dazu auch auf den Weg mache, dort zu helfen.
Allerdings auch gruselig ist, was dieser Herr hier von sich gibt. Da er Anwalt ist, hoffe ich sehr, dass das standesrechtliche Konsequenzen für ihn hat.
https://www.youtube.com/watch?v=aLByqlbOXnI
Das Trumpeltier und andere haben die Stadt bereits wieder verlassen, der Spuk ist also fast vorbei. Was bleibt? Wichtige Ergebnisse für die Menschheit jedenfalls definitiv nicht. Dafür ein Stadtteil verwüstet, tausende Hamburger z.T. stark beeinträchtigt im täglichen Leben, aber auch ganz massiv in ihren Grundrechten, zum Teil verängstigt, ein Polizeieinsatzführer außer Rand und Band und Millionen von Kosten. Die bisher behaupteten 130 Millionen halten jetzt schon viele für zu niedrig gegriffen.
Anwälte werden immer noch massiv in ihrer Arbeit behindert, ein Anwalt soll mit Gewalt aus dem Gefangenenlager gezerrt worden sein (inzwischen durch die Polizei bestätigt). Auch wenn es sich hier um Straftäter handelt, unsere Rechtsordnung sieht vor, das sie das Recht auf einen Anwalt haben und das ist auch gut so. Wer ihnen das absprechen will, begibt sich auf ganz dünnes Eis und verramscht unsere Rechtsordnung.
Natürlich gibt es Befürchtungen, das es auch heute Nacht nicht ruhig bleibt… wir werden es sehen. Die letzten Tage haben jedenfalls wohl keinen Hamburger nicht nicht beschäftigt. Im Gottesdienst wurde von einer verwundeten Stadt gesprochen. Vielleicht etwas hoch gegriffen, aber das lässt hier keinen kalt.So kann es auch gehen… gefunden im www.
Und nun hoffe ich mal, das es aus dem Rest meiner Zeit hier zuhause schönere Nachrichten und Bilder gibt.
Die von heute findet ihr hier
Und auch im Blog des Herren am anderen Schreibtisch in dieser Wohnung wird über das Thema ausführlichst gebloggt.