So halbwegs abgeschlossen

Habe ich nun mit der Erbschaft meines Vaters. Die Konten konnte ich heute problemlos auflösen und alles Geld direkt auf mein Girokonto überweisen. Die Dame in der Haspa in Altona hat ja nett mit mir geredet, aber sie hat vor allem viel Unsinn erzählt, wie sich heute rausgestellt hat.

Vor dem Besuch bei der Haspa war ich beim Gericht und habe mir die Betreuungsakte vorgenommen. Viel war da nicht zu lesen, aber einige Gutachten über seinen gesundheitlichen Zustand, die ein Bild davon geben, wie es ihm ging und wie er so war. Schwerst dement und entsprechend schwierig, in sehr schlechter körperlicher und auch psychischer Verfassung.

Nach dem Gerichtsbesuch haben wir den Betreuer aufgesucht, eine echte Flachpfeife.. sorry, aber sowas von verpeilt. Die Betreuungsakte ist schlampig geführt, es fehlen ganze Jahrgänge an Kontoauszügen und auch sonst ist das eine selten schlampig geführte Betreuung. Dem werde ich nochmal auf die Füße treten müssen. Mich hat es schon im Gespräch aufgeregt, das es immer noch eine ADAC Mitgliedschaft gibt, obwohl mein Vater schon kein Auto mehr hatte, als der Herr die Betreuung 2016 übernommen hat. Warum er die nicht gekündigt hat, konnte er mir auch nicht erklären. Immerhin auch fast 80 Euro im Jahr. Ausserdem fehlen die kompletten Kontoauszüge für das Jahr 2018 und ein nicht unerheblicher Schwund auf dem Girokonto ist so überhaupt nicht nachvollziehbar. Ein unberechtigter Zugriff auf das Sparkonto 8 Tage nach dem Tod meines Vaters ist der Gipfel. Auch wenn er damit seine Rechnung an meinen Vater bedient hat, war er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verfügungsberechtigt. Es fehlen auch sämtliche Unterlagen zur Wohnungsauflösung und vieles andere mehr.

Dem Herren werde ich jetzt mal gehörig auf den Zahn fühlen.

Aber wenigstens hatte er das Sparbuch, das ich nun auflösen konnte. Das Geld dürfte am Montag auf meinem eigenen Girokonto sein.

Da wir gerade in der Gegend waren, haben wir noch den ehemaligen Schlachter unseres Vertrauens aufgesucht und reichlich eingekauft. Morgen gibt es Ochsenbäckchen, das wird unser Sonntagsbraten. Es wäre ganz sicherlich im Sinne meines verschrobenen Vaters gewesen, Geld in gutes Essen zu investieren. Das hat er sein Leben lang auch getan. Umso erschrockener war ich, als ich heute in der Akte gelesen habe, das er nur noch 40 Kilo gewogen hat… ein Mann, der Zeit meines Lebens eher 140 Kilo auf die Waage gebracht hat, was ihm wohl seine Diabetes und etliche andere Krankheiten eingebracht haben dürfte.

Es ist schon auch tragisch, das er einsam, relativ verbittert und sehr krank die letzten Jahre verbringen musste, aber er hat es nicht anders gewollt. Zu mir hat er den Kontakt abgebrochen, weil ich mal schwer krank war und Freunde wollte er nicht, die könnten ja mal was von ihm wollen, so seine Aussage. Wer so denkt und lebt, der stirbt dann einsam. Ich habe auch nie versucht, den Kontakt zu ihm wieder aufzunehmen, nicht nach allem, was er mir früher angetan hat. Ich wäre evtl. da gewesen, wenn er mich um Verzeihung hätte bitten wollen, aber aktiv war ich nicht bereit, diesen Schritt zu gehen. Dazu habe ich zu viele Jahre gebraucht, um das Erlebte selber zu verarbeiten, gesund zu werden und ihm die Macht über mein Leben zu nehmen. Das hat mich einige Klinikaufenthalte, viele viele Jahre Therapie und viel Lebensqualität gekostet. Ich habe mich da sehr mühsam rausgeackert und ich habe es geschafft. Aber das ist einzig und alleine mein Verdienst und der der vielen tollen Menschen, die mich begleitet haben, sei es in Kliniken, in der ambulanten Therapie und auch im Freundeskreis.

Aufgewühlt hat mich das alles jetzt trotzdem, auch wenn ich glaubte, darauf vorbereitet zu sein. Seiner Trägheit ist es vermutlich zu verdanken, das er sein Geld nicht noch verschenkt oder verspendet hat, damit ich nicht rankomme. Ich habe nie wirklich damit gerechnet, auch nur einen Cent zu erben. Beerdigen hätte ich ihn übrigens trotzdem müssen…. egal wie zerrüttet das Verhältnis war und egal, ob ich seine Erbe annehme oder nicht. Zahlen hätte ich immer müssen. Aber er hat mir diese Kosten ja nun hinterlassen und auch noch eine ganz ordentliche Schippe obendrauf. Insofern ein kleiner Ausgleich für all die Jahre, in denen ich arbeitsunfähig war und selbst nichts für meine Rente tun konnte, von viel verpasster Lebensqualität mal ganz zu schweigen.

Das einzig persönliche… die Eheringe meiner Grossmutter und der Ehering meines Vaters.

Ich bin geschafft für heute und war froh und dankbar, dass Martin das Abendessen zubereitet hat. Bratkartoffeln mit Roastbeef für mich

Und mit Brathering für den besten Ehemann von allen

Ich werde wohl gleich ins Bett plumpsen…. da kommt wohl doch noch mehr Arbeit auf mich zu, als ich dachte. Ich hatte gehofft, das nun endlich mal abschließen zu können.