Armut und Wohlstand

Ich bin heute nach Feierabend noch in der Stadt gewesen, um mir eine Ausstellung anzugucken

Eine sehr kleine, aber eindrucksvolle Ausstellung, mit Photos von einem Projekt des Lichtkünstlers Michael Betz

Die Ausstellung ist leider sehr versteckt in einer der edlen Hamburger Einkaufspassagen

dem allerdings sehenswerten Levantehaus

Die Photos sind durchaus sehenswert. Und irgendwie ist es dann schon ein komisches Gefühl, wenn ich danach noch mal bei Manufactum gleich um die Ecke reingucke, auch tatsächlich etwas kaufe und anschließend in mein warmes Zuhause fahre um mit dem Gatten Spargel mit Lammkotelett zu essen.

Andererseits helfe ich auch niemandem, wenn es nicht tue. Uns geht es gut, ja, das stimmt, aber das war auch nicht immer so und ich weiß sehr wohl noch, wie das ist, wenn man jeden Cent dreimal umdrehen muss. Ich habe Glück gehabt, aus Hartz IV rauszukommen, habe auch hart dafür geackert und bin froh, das mir das gelungen ist. Nach wie vor versuche ich, auch etwas zu geben, sei es in Form von regelmäßigen Spenden oder auch in Form von Zeit, wie für den Kältebus. Leider habe ich von letzterer nicht wirklich viel, weshalb ich nicht so oft mitfahre. Aber besser selten als gar nicht.

Im Inneren des Levantehauses

Ich versuche von dem Geld, das ich zur Verfügung habe, möglichst nachhaltig zu leben, das gelingt nicht immer und überall, aber ich bin da schon sehr konsequent. Schwachstellen sind allerdings noch da.

Und ich weiß auch, wie schnell man aus so einer Sicherheit wieder rausfallen kann. Und mir ist das soziale Elend in dieser Stadt alles andere als egal. Das bisschen, was ich tun kann, versuche ich zu tun. Und ich bemühe mich, nicht wegzugucken, auch mal mit einem Verkäufer des Straßenmagazins, das ich jeden Monat kaufe, ins Gespräch zu kommen, weil es eben nicht nur um die 5 Euro geht, die ich ihm oder ihr gebe.

Die Bilder heute, meine Arbeit im Kältebus und Weihnachten in der Obdachlosentagesstätte machen mich schon auch demütig. Aber ich möchte auch was davon haben, das ich jetzt mehr Geld als früher zur Verfügung haben und mich nicht rechtfertigen müssen. dass das so ist. Es ist mir ja nicht (bis auf das unerwartete Erbe jetzt) in den Schoß gefallen. Mir geht es ja auch weniger um Luxus, als um die Möglichkeit, mein Geld auch sinnvoll einsetzen zu können. Aber natürlich ist es auch eine Freude, wenn wir uns mal neue Kameras samt Objektiven und uns den ein oder anderen einen Kurztrip leisten können und nun auch überlegen, wohin es im Mai in den Urlaub geht. Und natürlich habe ich auch was davon, wenn ich z.B. hochwertige Lebensmittel einkaufe. Ich mache das ja nicht nur, um regionale Biobauern oder kleine Produzenten zu unterstützen, sondern auch, um gesunde Nahrung zu haben und mehr Genuss beim Essen.

Und jetzt plumpse ich ins Bett… mit den Eindrücken der Ausstellung und dem meines neuen Keimgeräts für Saaten von Manufactum. Und nein, ich glaube, das ist kein Widerspruch.

Kommt gut durch die Nacht

4 Anmerkungen zu “Armut und Wohlstand

  1. Ich finde durchaus auch, dass das kein Widerspruch ist.
    Schon alleine, weil wir nur helfen können, wenn wir selbst genug haben.

    1. Früher habe ich viel Zeit gespendet, jetzt ist halt eher Geld und weniger Zeit, aber beides ist ja wichtig

  2. Ich sehe da auch keinen Widerspruch. Warum auch? Das Elend lindern und nicht wegsehen, so weit mensch kann, ist ein wichtiger Beitrag. Viktor und ich machen das auch, obwohl wir wenig haben.

    1. ja, auch wenn es noch so kleine Beiträge sind, die ich leisten kann. Besser wenig als nix :-)

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