So geht Hamburg

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Nachdem eine fb Userin einfach mal dazu aufgerufen hatte, das Schanzenviertel aufzuräumen, fanden sich heute lt. NDR 10.000 Menschen zum gemeinsamen Aufräumen in der Schanze einDa wurde wirklich jede Kippe aus den Pflastern geklaubtSo sauber wie heute war es wohl noch nie in der Schanze. Die Idioten von der Roten Flora fanden es dann auch so gar nicht witzig, das selbst bei denen vor der Tür geputzt wurde :-) Und weil so viele Menschen da waren und die Schanze auf Hochglanz poliert haben, sind sie gleich noch nach Altona weitergezogen und als ich auf dem Rückweg war, habe ich sogar welche am Millerntor gesehenAuf unseren Bürgermeister ist in diesem Stadtteil vermutlich kaum noch einer gut zu sprechen.

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Aber die Aktion war klasse, es gab Sachspenden von einem Baumarkt, Lebensmittel von Bäckereien, Bio-Läden und auch vieles von Privatleuten, die mal eben mit Kuchen, Waffeln oder anderem vorbei kamenNatürlich hatte die Stadtreinigung das Gröbste längst beseitigt, aber dies sollte ein Zeichen der Hamburger sein und ich denke, das ist mehr als gelungen.

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Als ich um 13 Uhr am Bahnhof ankam, gab es weder Besen noch Müllsäcke und so habe ich mich dann auf’s Dokumentieren beschränkt.Und interessante Gespräche mit einem Polizisten geführt, der das Vorgehen der Polizei in manchen Teilen selber sehr kritikwürdig fand, der aber auch erzählt hat, das er seit 9 Tagen im Dauerdienst ist mit sehr wenig Schlaf.Der Sohn wird es künftig schwer haben zuhause :-)

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Nun ist der Gipfel vorbei, in Hamburg kehrt hoffentlich wieder Ruhe ein, wobei es eine politische Ruhe hoffentlich nicht gibt.

Es muß eine differenzierte Aufarbeitung geben und zwar ohne Wenn und Aber und ohne immer nur das eigene Feindbild zu bedienen. Die Krawalle sind das eine, das Vorgehen der Polizei vor allem im Vorfeld, aber auch während des Gipfels das andere und man sollte nicht der Versuchung erliegen, jeden Rechtsbruch zu billigen, weil es danach zu Ausschreitungen und Verwüstungen gekommen ist. Und wenn Herr Altmeier per Twitter die Randale von Hamburg mit dem IS Terror vergleicht, dann schießt er deutlich über’s Ziel hinaus.

Hier zu sei eine Spiegel-Artikel empfohlen und einer aus der Süddeutschen Zeitung. Und ausnahmsweise verlinke ich auch mal auf die faz.

Nicht meine bevorzugte Lektüre, ich gebe es zu, aber der Artikel, bzw. das Interview ist durchaus lesenswert.

Zitieren möchte ich hier ebenfalls Herrn Hubertus von Lobenstein:

So, Trump ist weg, der Rest nach und nach auch. Und was bleibt?

1. Eine uninspirierte Schlusserklärung, die allen recht gibt, die im Vorfeld nach dem Sinn einer solchen Veranstaltung gefragt haben.

2. Die gleichen weltweiten ungelösten Fragen (Klima, Handel, Turbokapitalismus etc.), zu denen es auch diesmal keine zufriedenstellenden Antworten gab. Stattdessen 20x gedrechselte Presseerklärungen, die versuchen „Nix“ als Granatenerfolg zu feiern.

3. Ein Hamburger Bürgermeister und bis vor zwei Tagen Hoffnungsträger der SPD, der feststellen musste, das Naivität beim Organisieren eines solchen Gipfels ein ganz schlechter Ratgeber ist. Und der nun hoffen muss, das ihm die Hamburger das bis zum nächsten Gang in die Wahlkabine verzeihen.

4. Eine linke „Elite“ von Autonomenbewegung bis Politik (Hallo, Frau Kipping), die durch strammen Gegenwind in den sozialen Medien merken, das angesichts purer Zerstörungswut ein Relativieren des schwarzen Mobs und die Romantizierung „linker Gewalt“ gegen den vermeintlich bösen Staat nicht funktioniert. Windelweiche bis schlicht anfeuernde Statements (mein Sieger in der Geschmacklosigkeits-Top 10: Jakob Augstein) haben in den letzten beiden Tagen nur deutlich gemacht, warum Mutti uns wohl mangels linker Alternative weitere 4 Jahre erhalten bleiben wird.

5. Eine abenteuerlich bis groteske Diskussion über 1000 schwarzgekleidete Vollpfosten und die Frage, ob die jetzt wohl schlimmer seien, als die braunen Schergen von rechts. Diese Diskussion scheitert allein schon daran, das diese 1000 Leute keinerlei politische Motivation haben. Die nutzten mit Vorankündigung den Gipfel nur als Plattform, um ihre hirnentleerte Zerstörungswut und ihren Hass auf was weiß ich was auszuleben. Ich behaupte mal, das keine 10% von denen auch nur die 20 Staatschefs vom Gipfel namentlich hätten nennen können. Wer glaubt, das die aus Sorge um die Welt randalieren, der glaubt auch, das Fußball-Hooligans ihren Verein lieben…Und deshalb ist eine Diskussion um ihre politische Bedeutung und die Forderung, jeder Linke habe sich von denen politisch zu distanzieren, völliger Unfug. Das wertet die doch nur auf. Für Rechtsbruch gibt es keine Rechtfertigung und keine politische Distanzierungsnotwendigkeit. Sondern das Strafgesetzbuch zur Aburteilung.

6. Drei Tage intensive kreisende Erregung in den Netzen, ganz viel Emotion und oft gefühlt zu früh den Post rausgehauen, statt noch einmal nachzudenken. Entfreundungen, Wut, Entschuldigungen….Nur: das alles entzündete sich an den Handlungen ein paar weniger mit ausgeprägtem Zerstörungswillen im geistigen Sinkflug. Die Anliegen der vielen anderen in HH? Untergegangen! Nicht mehr diskutiert. Das ist schade für den friedlichen Protest. Und schade für die Welt. Denn deren Fazit wird auch nach diesem Gipfel lauten: „Wir müssen reden!“ Und genau das ist dank Naivität in der Vorbereitung, gepaart mit krimineller Lust einiger weniger in den letzten Tagen schwerer geworden. Schade eigentlich!!

Nun ist aber hoffentlich Ruhe, die Sonne scheint, der Gatte hat endlich Urlaub und wir hoffen beide auf ein paar Tage Erholung, einfach so.Wer mehr Bilder von fleißigen Hamburgern sehen möchte, bitte hier entlang.

Und wer bei fb ist, kann sich hier noch ein schönes Video angucken. Ich weiß nicht, ob das auch ohne fb Konto zu sehen ist.

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5 Anmerkungen zu “So geht Hamburg

      1. Das ist ja das Schlimme, dass es immer die Gewaltbilder sind, die kolportiert werden. Was ja wohl auch gewünscht ist. Es soll ja Angst verbreitet werden.

Leider keine Anmerkung mehr möglich.