Der Kältebus kommt

Ich war gestern auf dem ersten Treffen der Ehrenamtlichen, die bereit sind, den Kältebus zu unterstützen, also ihn zu fahren und sich der Aufgabe zu stellen, Obdachlose aufzusuchen und sie mit Schlafsäcken, Isomatten, Handschuhen etc., heißen Getränken zu versorgen, etwas zu essen zu geben und vor allem, wenn nötig und gewünscht, in eine Unterkunft des Winternotprogramms zu fahren. Es waren viele da und alles Leute, die anpacken wollen. So wird der Bus wohl schon am Samstag das erste Mal auf Tour gehen. Der Januar wurde schon komplett mit Teams aus zwei oder drei Leuten abgedeckt.

Man muss sich schon klar sein, dass das nicht immer einfach werden wird, dass man auf Menschen treffen wird, die sich nicht helfen lassen wollen, die partout in keine Unterkunft wollen und wo man dann nichts tun kann. Im Zweifel können wir einen RTW rufen und hoffen, das der oder die Betroffene dann mit ins Krankenhaus geht, aber wir müssen eben auch damit rechnen, das jemand auch das nicht will.

Dieser Einsatz hat auch nix mit Sozialromantik zu tun…. es ist einfach der Versuch, zu helfen, wohlwissend, das wir nicht viel tun können, das wir vermutlich Gerüche erleben, von denen wir nicht wussten, das es sie gibt (so gestern einer der Helfer, der auch im Gesundheitsmobil der Johanniter unterwegs ist), das man uns das Auto vollkotzen kann, das wir nichts ausrichten können. Wir können weder medizinische Hilfe leisten, noch können wir Sozialarbeit machen. Aber wir können auf die bestehenden Hilfen verweisen, informieren und wir können die Menschen in eine warme Stube fahren, wo sie zumindest für eine Nacht im Warmen sind. Städte wie Berlin haben den Kältebus schon lange und hier in Hamburg wird er ergänzend zum Mitternachtsbus der Diakonie fahren, der Menschen auch mit warmen Getränken versorgt, aber eben keine Leute irgendwo hinfährt.

Wir werden feste Punkte anfahren, aber keine feste Route haben. Es wird eine Telefonnummer kommuniziert und wir fahren dann auch auf Zuruf dahin, wo jemand Hilfe braucht.

Es geht erst mal wirklich nur darum, Leute vor dem Erfrieren zu bewahren. Geplant wird zunächst bis Ende März, dann endet das Winternotprogramm der Stadt, egal, wie das Wetter ist. Wenn es dann noch kalt ist, fahren wir weiter.

Ich fand es schon toll, wie viele Menschen sich da gestern zusammengefunden haben, alles Leute, die entweder wie ich, voll berufstätig sind oder schon am Gabenzaun, bei den Tafeln oder sonst wo aktiv sind. Ich selber habe mich für Schichten am Wochenende eingetragen, weil mir das in der Woche dann doch zu heftig ist, wenn ich morgens wieder halbwegs fit im Büro sitzen muss. Ich bin halt keine 20 mehr und muss auch ein bisschen mit meinen Kräften haushalten. Aber ein paar Einsätze kann ich natürlich fahren und da wir wirklich viele waren, können wir das auf einige Schultern verteilen.

Der Bus fährt von 19 Uhr bis Mitternacht. Und das jeden Tag. Was die Stadt nicht gebacken kriegt, gebacken kriegen will, das wuppen nun engagierte BürgerInnen dieser Stadt, die es nicht hinnehmen wollen, dass noch mehr Menschen sterben. Ob wir das wirklich verhindern können, weiss ich nicht, aber wir wollen jedenfalls nicht mehr tatenlos zusehen.

Es ist jedenfalls ein Versuch und allemal besser, als nix zu tun. Ich hoffe, wir wuppen es, den Bus bis Ende März am Laufen zu halten, wenn nötig auch länger.