Ich kann mich kaum entziehen

Selbst wenn ich mir auferlege, weniger Nachrichten zu gucken, um mich dem Thema Covid 19 wenigstens mal einem Weilchen zu entziehen, es gelingt mir kaum, da sich beruflich gerade so ziemlich alles um dieses Thema dreht und ich hier tagtäglich mit Infos diverser Art geflutet werde. Das geht von Vertretungsregelungen von selbst an Corona Erkrankten, bis hin zu zahlreichen Infos über ethische Diskussionen und Infos aus Krankenhäusern. Das Thema ist also bei mir zumindest an Werktagen omnipräsent und ich kann mich nicht entziehen.

Gleichzeitig bekomme ich aber auch mit, wie an vielen Stellen wirklich gerödelt wird, um weiterhin für die Menschen da zu sein, Angebote offen zu halten, Alternativen zu finden

Da geht es um Beerdigungen, die nicht so stattfinden können, wie es sich die Angehörigen wünschen, um Schuldnerberatungen, wo Menschen viele Sorgen und auch Fristen drücken, Schwangerenkonfliktberatungen, die auch keinen Aufschub dulden. Es wird ja gerne viel auf Kirche geschimpft, aber es wird eben auch deutlich, wo überall sie tatsächlich Hilfe anbietet, die auch jetzt nicht wegbricht. Die Diakonie hat auch so manche Projekte gestartet, Nachbarschaftshilfe, Briefe schreiben an Menschen in Altenheimen, die jetzt keinen Besuch empfangen können, Spendensammlungen für Verkäufer von Obdachlosenzeitungen, denen gerade die Einnahmen aus den Verkäufen wegbrechen, Lunchpakete für Menschen auf der Straße, die sonst im Moment nirgends hinkönnen, weil alle Tagesstätten geschlossen sind und und. Und auf höherer Ebene setzen sich die Kirchen auch dafür ein, dass die humanitiäre Katastrophe in Griechenland angegangen wird. Die Menschen dort müssen endlich rausgeholt werden. Kein Wasser, keine medizinische Versorgungen, totale Überbelegung der Lager…. Luxemburg nimmt nun die ersten auf. Die EU liefert hier gerade mal wieder ein Armutszeugnis ab, das mich sprachlos macht.

Wenn da Corona ausbricht, dort wo Menschen eh schon oft krank, geschwächt und am Ende ihrer Kräfte sind, dann endet das in einer Katastrophe. Hamburg alleine hat die Aufnahmen von 1500 Menschen angeboten, Berlin und andere Bundesländer und Kommunen haben ebenfalls Kapazitäten. Aber Horst Seehofer bewegt seinen Arsch mal wieder nicht. Die Menschen brauchen JETZT Hilfe und nicht irgendwann.

So, und jetzt ist meine Mittagspause beendet und ich widme mich mal wieder meiner Arbeit. Die Photos von gestern sind jetzt im Photoblog

Ich denke, die kleinen Küken werde ich mal wieder besuchen und hoffentlich dokumentieren, wie sie sich entwickeln. Genießt die Sonne, so Ihr könnt. Ich werde das nach Feierabend auch noch tun.

8 Anmerkungen zu “Ich kann mich kaum entziehen

  1. Nee, entziehen, weggucken, Decke übern Kopf oder selbigen in den Sand…..das alles ist irgendwie nicht.
    Auch, wenn ich gerade nicht so dicht am Thema bin wie Du gerade.

    Um so wichtiger ist es aber, das Thema Corona in den Zeiten wegzubeamen, wenn das geht.
    So wie gestern im Park, als ausser der ungewohnten Polizeipräsenz eigentlich fast alles so war wie immer und wir gut beobachten konnten, dass das Leben wirklich weitergeht, allen weniger guten Nachrichten zum Trotz….
    Die kleinen Piepmätze sind ein gutes Beispiel dafür.

  2. Wir hatten ja grade „drüben bei mir“ eine Diskussion zum Thema Flüchtlingslager. Die mich trotz des ungemein ernsten Themas gefreut hat. Denn es ist mittlerweile ja im Netz nicht mehr so selbstverständlich, höflich, respektvoll und sachlich miteinander zu diskutieren… Und ganz ehrlich – vor ein paar Jährchen hätte ich das auch nicht gekonnt. ;-)
    Hab einen guten Tag – und bleib gesund!

    1. Geht mir genauso. Andererseits finde ich es auch langweilig, wenn wir uns immer nur gegenseitig versichern, wie lieb wir uns haben und wenn man nicht mal auch eine andere Meinung vertreten kann. Das tut ja der Freundschaft keinen Abbruch. Ich persönlich lasse mich sogar gelegentlich überzeugen, dass meine Meinung vielleicht nicht die richtige ist :-) Und selbst wenn jeder bei seiner bleibt, kann man ja mal Argumente austauschen und trotzdem weiterhin gut befreundet sein.

      1. Das sehe ich genau so. Gegensätzliche Meinungen finde ich nicht schlimm, auch weil man ja seine Argumente durchaus immer mal überprüfen kann. Und selbst wenn man zu dem Schluss kommt, dass es bei zwei Meinungen bleibt, ist der Mensch ja noch da mit allen liebenswerten Eigenschaften.

  3. Ein kleines Sonnenbad habe ich schon genommen auf dem Balkon und sogar einen Kasten bepflanzt. Ihn werde ich schon in die neue Wohnung bekommen. Jetzt ist es da draußen jedenfalls nicht mehr ganz so trist.
    Wenn die Sonne aber weiter so intensiv ist, muss ich wohl meinen Vorhang noch mal installieren.
    Ich wünsche dir einen schönen Abend heute auf deinem Balkon.

    1. Elli döst schon den halben Tag auf dem Balkonsofa :-) Irgendwie beneidenswert, wie sie das alles nicht anficht.

  4. Man muss sich wirklich auch eine Zeit am Tag abgrenzen können von all den Widrigkeiten um auftanken zu können. Was die Menschen in den Flüchtlingslagern betrifft könnte ich auch die Decke hochgehen. Es hätte schon längst voran gehen können mit den überfüllten Lagern. Ich finde da keine Worte mehr… Man sollte da mal einige EU-Politiker in Lagerurlaub auf Lesbos schicken.

    1. Für mich ist das gerade schwierig, weil ich vor allem mit Krankenhausseelsorge zu tun habe. Aber ich versuche mittlerweile, halbwegs pünktlich den beruflichen Teil am Rechner runterzufahren.

Leider keine Anmerkung mehr möglich.