Mütend

Der Begriff geisterte letztes Jahr überall rum und ich merke heute, dass ich mütender bin denn je. Wütend auf die Idioten, die wie von Sinnen Karneval feiern, während Ärzte vor drohenden Triagen warnen

Wütend auf alle diejenigen, die uns voll quaken, man müsse ihre Grundrechte wahren, die unsere Solidarität fordern, während sie sich selber jedweder Verantwortung entziehen.

Nein, ich habe kein Verständnis mehr, denn ich habe auch ein Grundrecht, nämlich das auf körperliche Unversehrtheit. Und auch wenn ich selbst vielleicht nicht immer nur gesund lebe, ich gefährde niemanden Drittes und ich verhalte mich so, dass ich zumindest alles tue, um andere nicht zu gefährden, sollte ich trotz Impfung infiziert sein. Ich teste mich zweimal die Woche, ich werde die Boosterimpfung in Anspruch nehmen, wenn ich dran bin und auch mögliche weitere.

Ich bin wütend und ich bin auch müde. Ich kann mich nicht Zuhause einigeln, ich muss ins Büro, u.a. um den Betrieb einer gut funktionierenden Krankenhausseelsorge zu gewährleisten. Auch die haben z.T. unglaubliches geleistet, waren sie lange die einzigen, die zu schwerst Covid Erkrankten durften, sie haben sich um Angehörige und Pflegepersonal gekümmert und eine Pastorin ist auch noch im Ahrtal gewesen, hat dort in der Turnhalle auf der Isomatte genächtigt, um tagsüber in Dreck und Schmodder Menschen zuzuhören, die genau das dringend gebraucht haben. Es ist völlig egal, was jeder Einzelne von Glaube und Kirche hält, die Seelsorger*innen, die an diesen Stellen im Einsatz waren, sind förmlich überrannt worden. Sie wurden gebraucht. Und sie werden es wieder sein, wenn z.B. in den Kliniken die ersten Triagen anstehen. In diese sog. ethischen Entscheidungen und Prozesse sind auch Krankenhaussseelsorger*innen eingebunden.

Und ich bin müde, weil auch mich das alles anstrengt, weil dieser Virus mir nach wie vor Angst macht und an den wir uns ja irgendwie doch zu gewöhnen scheinen. Vor einem Jahr hätte bei diesen Inzidenzen eine Sondersendung die nächste gejagt, heute wird Karneval gefeiert und es werden Weihnachtsmärkte aufgebaut.

Ich bin die Impfverweigerer so leid, ich kann und will nicht mehr diskutieren, zumal es eh keinen Sinn hat. Kaum zitiert man einen Virologen o.ä. kommen die einem damit ,dass man einfach nicht kritisch genug sei und das Hirn schon unterversorgt sei, weil ich ja immer brav Maske trage. Sorry, aber ich mag nicht mehr, ich will nicht mehr.

Der BVG ist immer wieder ein social media highlight

Ich möchte an dieser Stelle noch mal einen Link von Gerhard platzieren, den er in einen seiner Kommentare hatte. Der Text ist nicht mal eben wegzulesen, aber unglaublich gut, wie ich finde: „Tyrannei der Ungeimpften“? Zugespitzt, aber ethisch richtig!

Ganz ehrlich, ich bin gerade etwas am Limit. Das mag auch an anderen Umständen liegen, aber das Leben besteht ja nicht nur aus Corona. Das ist nur wieder derart dominant und während sich die Impfgegner und Quarkdenker in ihren Opferrollen suhlen, fahren verantwortungsbewusste Mitmenschen wieder alles runter, bemühen sich um die Boosterimpfung und sind in Sorge um sich und ihre Lieben und auch um das, was hier gerade in dieser Gesellschaft passiert. Aber vor allem letzteres wird uns Schlafschafen ja nur zu gerne abgesprochen.

Und es macht mich wütend, wenn jemand um eine dringend notwendige OP bangen muss, weil Operationen verschoben werden müssen, weil die Intenstivstationen voll laufen mit ungeimpften Covid Patienten mit schwersten Krankheitsverläufen, die durch eine Impfung vermutlich vermeidbar gewesen wären.

Ich bin müde, wütend, erschöpft und am Ende meiner Geduld mit denen, die sich jedweder Verantwortung entziehen und deshalb mache ich jetzt hier Schluß und das mit einem Offenen Brief an Ungeimpfte , auch wenn von denen hier keiner bis kaum jemand liest. Für den Link ein Dank an Elvira!