In zwei Monaten

ist Weihnachten. Draußen ist zwar inzwischen gefühlt Herbst, wobei alles noch sehr grün ist und wenig herbstlich bunt, aber mir ist weder nach Winter und schon gar nicht nach Weihnachten. Okay, das kann ja noch kommen, wenn dann nach Totensonntag die ersten Weihnachtsnaschereien auf den Tisch kommen (wobei man mich mit dem meisten davon um alle Ecken jagen kann… ich mag weder Stollen, noch Lebkuchen und die einzigen Spekulatius, die ich mag, mag ich deshalb, weil sie nicht nach Spekulatius schmecken :-) ). Schwach werde ich nur bei Zimtsternen und Vanillekipferl.

Wir machen ja nicht wirklich was zu Weihnachten. Ein paar Tage Ruhe, gutes Essen und das war es auch schon. Geschenke gibt es schon lange nicht mehr. Wir beschenken uns, wenn wir was füreinander haben, nicht, weil irgendein Datum im Kalender steht. Was wir aber immer haben, ist ein Weihnachtsbaum und auf die Ente an Heiligabend verzichte ich auch nicht. Die ist mit mir nicht verhandelbar :-) So langsam muss ich mal zusehen, wo ich so ein Tier bestellen kann. Vermutlich wieder im Bio-Hofladen, aber vielleicht findet sich auch noch was anderes.

Schon irgendwie schräg, während um uns herum die Welt auseinanderfliegt, denke ich an den Weihnachtsbraten. Andererseits halte ich auch nix auf, wenn ich das nicht tue und solange ich mich halbwegs im Gleichgewicht halte, kann ich vielleicht mehr tun, als wenn ich an der Weltlage zerbrechen würde, womit ja niemandem geholfen ist. Früher haben wir wenigstens am Heiligabend und am 1. Feiertag in der Obachlosentagesstätte geholfen. Das ist mit Corona ein bisschen gestorben und scheitert beim Gatten auch an dessen Gesundheitszustand. Und mir fehlt inzwischen auch ein bisschen die Kraft für solche Einsätze und ich bin froh, wenn ich mal ein paar Tage nix tun muss. Meine Fotoausflüge sind für mich immer Entspannung pur, für die habe ich ja meistens Kraft und nehme mir die Zeit.

Die Weltlage wabert auch im Job immer mit, auch wenn ich vieles da eher am Rande mitbekomme. Früher habe ich mich ehrenamtlich zeitweise ziemlich aufgerieben, das kann ich heute nicht mehr.

Ich möchte mich einfach mal ein paar Tage einkuscheln, vielleicht auf Fototour gehen oder vielleicht auch mal nix tun (ich höre den Gatten jetzt schon lachen). Mir geht so vieles auf den Pinsel. Im Moment überbieten sich Politiker aller Couleur in ihrem Abschiebewahn. Herr Spahn will zur Not mit physischer Gewalt weitere Migranten verhindern. Und Frau Wagenknecht treibt die Sau auch durch´s Dorf. Der AfD geht wohl ein bisschen der Arsch auf Grundeis, könnte diese unsägliche Frau mit ihrem Ego-Verein sie doch erhebliche Stimmenanteile kosten.

Zum Thema Abschiebungen möchte ich mal auf den Blognachbarn Christian verlinken, der einiges wunderbar aufgedröselt hat.

Der erste gewählte Bürgermeister der AfD macht deutlich, dass von dieser Partei nix, bzw. nur Schlechtes zu erwarten ist. Die Kita Gebühren wollte er abschaffen, so sein Wahlversprechen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, sie zu erhöhen. Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber…

Es gäbe zu vielem was zu sagen und zu schreiben, über die Lage in der Welt, aber auch hier, direkt vor unser aller Haustüren. Statt sich der Probleme gemeinsam anzunehmen, scheint es eine Art Überbietungswettbewerb in Sachen populistischer Forderungen zu geben, bei dem auch Frau Wagenknecht schon länger und nun mit bald eigener Partei mitmacht. Der Name ihres komischen Vereins spricht ja schon Bände… es geht um ihr Ego und um nix sonst.

Ich würde all diese Egomanen gerne mal in mein Büro-bzw. Bürogebäude einladen. Wenn ich morgens zur Arbeit komme, liegen regelmäßig ein bis zwei Obachlose vor dem Gebäude, den ganzen Tag gehen Menschen in Not dort ein und aus. Menschen, die Hilfe brauchen. Schwangere, Verschuldete, geflüchtete Menschen, Menschen mit psychischen Problemen. Aber auch junge Menschen, die ein FSJ machen wollen. Und auch die sind betroffen von einer geradezu tollwütigen Sparpolitik, mit der genau dieses Engagement unmöglich gemacht wird. Genauso wie z.B. Sozialkaufhäuser, die weit mehr sind als günstige Einkaufsmöglichkeiten für arme Menschen. Gelder für die Bundeszentrale für politische Bildung werden gestrichen und gleichzeitig der massive Rechtsruck in diesem Land beklagt. Merken die eigentlich noch was? Warum lassen sich die SPD und auch die Grünen eigentlich von der FDP am Nasenring durch die Manege ziehen?

Ja, ich gehe in diesem Bürogebäude auch ein und aus mit der Sicherheit eines quasi unkündbaren Arbeitsplatzes, nach Tarif bezahlt, mit Urlaubs-und Weihnachtsgeld und betrieblicher Altersvorsorge. Mal abgesehen davon, dass ich mir das persönlich Erreichte hart erarbeitet habe nach langer Krankheit, vergesse ich nicht, welches Glück ich auch gehabt habe.

Ein bisschen Demut kann ja manchmal nicht schaden.

Ach ja, noch so ein kleiner Nicht-Fun-Fakt am Rande: Die EU will konsequenter gegen Vergewaltigung vorgehen und so Millionen Frauen in Europa besser schützen. Doch die FDP stellt sich quer – und ohne deutsche Zustimmung hat das neue Gesetz keine Chance. Mehr dazu hier: Campact

18 Anmerkungen zu “In zwei Monaten

  1. Ich würde es so vielen hilfsbedürftigen Menschen, maroden Schulen oder hinkender Gesundheitspolitik so sehr wünschen, dass sie Unterstützung und Hilfe bekommen – dass sich Deutschland mal wieder um die eigenen Probleme im Land kümmern kann – wenn ich unser heruntergekommenes Schienennetz betrachte, sehe ich mich fast in einem Entwicklungsland. – Aber wo soll das Geld alles herkommen, wenn wir Milliarden und Abermilliarden in Waffen oder andere Sachen zur Unterstützung bedrohter Länder aufwenden müssen. Ich möchte um nichts in der Welt in der Politik an verantwortlicher Stelle sitzen – in KEINER von allen im Bundestag vertretenen Parteien.

    1. Geld genug ist da, es wird nur falsch verteilt. Andere Länder nicht zu unterstützen, ist zu kurz gedacht (ich rede nicht von Waffen). Wir hätten hier ja auch reichlich Kohle, wenn man endlich mal die Reichen zur Kasse bitten würde.

      1. Um das durchzusetzen, muss aber gelb aus der Regierung, die würden eine Höherbesteuerung nicht zulassen. – Und die 16 Jahre CDU haben es auch nicht gebracht – wer sollte es denn wirklich durchsetzen? Die SPD ist dazu auch viel zu schwach.

  2. Oh Birte, an Weihnachten erinnern, das kommt schnell genug und ich kann es nicht leiden. Nicht wegen dem Fest selbst sondern das was daraus geworden ist. „Keine schwere Straftat“ ich wünschte, dass jemand ihm …. dann ändert sich evtl. die Meinung :cry:

  3. Du bist nicht die einzige, die an den Weihnachtsbraten denkt ;-) Dieses Jahr werde ich meinen Bruder unterstützen, ab Mitte November wird es für ihn kein Essen auf Rädern mehr geben, die AWO ist pleite. Es ärgert mich maßlos, das alles kaputt gespart wird und die da oben sich ein schönes Leben machen und wie Du schon schreibst „die Sau durchs Dorf treibt“.
    Traditionell gibt es bei uns Rouladen, der Fleischer unseres Vertrauens bekommt Anfang Dezember immer eine Liste mit den Wünschen. Entweder holen wir die Sachen selber ab oder fahren hin (alte Heimat von MeinerEiner). Baum gibt es auch, wir haben es praktischerweise nicht weit, der Nachbar gegenüber (altes Gehöft) verkauft welche. So kann ich meinen Baum schon vom Küchenfenster sehen und aussuchen. Mehr wird nicht gemacht. Ich habe jedes Jahr weniger Lust zu dekorieren.
    Da ich zur Zeit kaum aus unserer Kleinstadt rauskomme, haben wir hier zwar keine Obdachlosen, aber eine Menge Geflüchtete. Alles junge Männer, Familien sieht man hier keine mehr.
    Was da auf der politischen Ebene abläuft, lässt mich im Strahl …. Würfel husten. Mich strengt das mental unheimlich an, das ich mir manchmal wünsche, auf ner einsamen Insel zu leben und einfach nur meine Ruhe haben will. Lässt sich leider nicht einrichten und so lese und sehe ich fassungslos, was da im Moment abgeht.

    1. Viel Aufwand betreiben wir zu Weihnachten auch nicht. Bei mir im Job ist die Zeit davor meistens ziemlich anstrengend und ich freue mich dann einfach auf ein paar freie Tage.

  4. Wir lassen alles an uns herankommen, wir brauche auch auf niemanden mehr Rücksicht nehmen, das ist halt der Lauf der Zeit. Mal gucken, was wir am 2. Feiertag essen. Ich vermute Pizza oder Pasta.
    Und was die Schmückerei angeht – bei uns wird kaum was gemacht wegen der Katzen. Nur ein künstlicher Weihnachtsbaum mit einer Lichterkette und sonst nichts. Der fällt ganz bestimmt wieder mehrmals um.
    Musste erstmal gucken, wann denn dieses Jahr Weihnachten ist, also an welchen Wochentagen. Als nicht mehr Arbeitender hat man zu Feiertagen überhaupt kein Verhältnis mehr.

    1. Weihnachtsbaum wird es wohl bei uns geben. Die Katzen interessiert der nicht. Hein hockt gerne mal drunter, aber umgeschmissen haben sie ihn noch nie. Weihnachten ist arbeitnehmerfreundlich dieses Jahr. Nächstes noch mehr, jedenfalls für mich, weil am 24. und am 31. eh frei habe. Geschenk meines Arbeitgebers. Bei den meisten Menschen sind das ja halbe Arbeitstage

  5. Huhu liebe Frau Momo,

    Dominosteine, gefüllte Lebkuchenherzen und selbst gebackene Plätzchen … lecker !
    Bei Spekulatius bin ich ganz bei dir bäääh.

    Viel machen wir an Weihnachten auch nicht. Heiligabend sind wir in der Regel bei meiner Schwägerin, die sich immer auf die Fahne schreibt, die Familie zu bekochen. Ich halte sie nicht auf. ;-) Sie wohnt mir ihrer Familie etwas entfernt.

    Am 1. oder 2. Weihnachtstag ist die Schwiegermutter bei uns zum Essen (ich weiß noch nicht, was ich koche) und dann hört Weihnachten auch schon wieder auf. ;-)

    Unter den Erwachsenen in der Familie ist abgesprochen, dass wir uns nichts zu Weihnachten schenken. Nur die Kinder bekommen etwas.

    Einen Baum gibt es hier seit Jahren nicht mehr. Der letzte Baum hat mehr gelegen als gestanden lol. Und bei Indy und Poldi möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie oft der in der Waagerechten läge. ;-)

    Ich finde es überhaupt nicht schräg, sich Gedanken um die Ausgestaltung von Weihnachten zu machen, auch wenn es um ums herum gerade mehr als heiß hergeht.

    Ganz ehrlich, wir können es nicht ändern und ich muss nicht aus Solidarität auf meine eigene kleine Wohlfühloase, auf die jeder ein Recht hat, verzichten. Tut man das, geht man irgendwann zugrunde und das hilft gar keinem. Also freu dich auf deine Ente und ein paar freie Tage. :-)

    LG Frauke

    1. Ja, ich sehe es wie Du. Wenn wir alle am Stock gehen, hilft das auch niemandem. Also passen wir auf uns auf und suchen unsere Kraft-und Ruhequellen. Ich bin immer wieder froh, wenn ich so ganz in die Natur eintauchen kann.

  6. Wie, ist es schon wieder so weit? Echt?
    Aber Weihnachten kommt ja auch immer so unerwartet und plötzlich :wacko:

    Das war ja auch schon zu Zeiten so, wo ich die Feiertage noch meistens im Hamsterrad verbracht habe und Weihnachtsstimmung – wenn überhaupt – erst aufkommen mochte, wenn ich dann über Silvester und Neujahr frei hatte.
    Und jetzt als Rentner geht es mir ähnlich wie Hans-Georg – wenn auch immerhin noch mit dem Highlight, dass wir über die Feiertage ja viel gemeinsame Zeit haben.

    Zwar ohne Heringssalat, wie früher gewohnt, aber man kann ja auch nicht alles haben. Deshalb werd ich auch nicht versuchen, die Ente weg zu diskutieren.

    Warum muss ich dabei gerade an ein Loriot-Zitat aus seiner Badezimmerszene denken:

    „Die Ente bleibt“

    Warum nur? :scratch:

    Was den ganzen politischen Kram angeht, Wagenknecht, Kackblaue, Sozialabbau und Wende in der Flüchtlingspolitik, bin ich voll und ganz bei Dir, denn das beschäftigt mich schon sehr. Auch wenn ich darüber gerade nicht schreiben mag und meinen Nachrichtenkonsum zur Zeit aufs absolut Notwendige beschränke, weil ich das Gefühl habe, das mir das alles in seiner Ballung (und noch mit den Kriegen in Palästina und der Ukraine obendrauf) gerade mehr als nur „ein wenig“ zu viel wird.

    Um so mehr bin ich aber froh, dass Du das gerade in Worte fasst.

    1. Unser Heiligabendessen hat sich im Verlauf der Generationen verändert, von Karpfen über Räucherlachs zu Fondue. Letzteres ist seit Jahren hängengeblieben. Es bedarf fast gar keiner Vorbereitungen, nur eines umfangreichen Einkaufszettels.

      1. @Hans-Georg Fondue gibt es hier immer zum Jahreswechsel. Mit leckeren selbstgemachten Saucen. Das ist ein guter Zeitvertreib beim Warten auf Mitternacht. Bis dahin halte ich aber eh selten noch durch.

  7. Weihnachten kommt meistens wie jedes Jahr völlig überraschend ;-)

    Ich merke mir diesen Satz, da ist viel Wahres dran:

    „Andererseits halte ich auch nix auf, wenn ich das nicht tue und solange ich mich halbwegs im Gleichgewicht halte, kann ich vielleicht mehr tun, als wenn ich an der Weltlage zerbrechen würde, womit ja niemandem geholfen ist.“

Leider keine Anmerkung mehr möglich.