Auf Tuchfühlung mit Eisi

Um es vorweg zu nehmen, es war einfach großartig, einmalig, wunderbar.

Die Anfahrt mit der Bahn war zwar der reinste Horror und ich bin mit 78 Minuten Verspätung in Kassel eingetrudelt. Der arme Schaffner kam aus dem Melden der Störungen gar nicht mehr raus und meinte irgendwann: „Bitte schlagen Sie mich nicht“. Oberleitungsstörung in Celle, Umleitung über Verden. Dann Bahnhof Verden gesperrt, Störung bei Wunstorf.

Aber letztlich bin ich in Kassel in meinen Mietwagen gestiegen und um 20 Uhr in Gudensberg angekommen.

Das Hotel war einfach, aber okay. Das Essen war grauenhaft und der Küchenchef beleidigt, weil ich den Teller fast voll wieder zurück gegeben habe. All das war am nächsten Tag schnell vergessen. Nach einer ausführlichen Einweisung des Grundstücksbesitzers inklusive einiger Tipps zu richtigen Kameraeinstellung ging es also los. Kaum war ich alleine, da kam Frau Eisi auch schon.

Ca. 3 Meter vor meinem Zelt hat Eisi seinen Ansitz, von dem aus er auf Fischjagd geht. Die Fische werden quasi frei Haus geliefert. Die hat der Herr in einem Nebenteich und setzt sie dann um. Der Tisch für Eisi ist immer gut gedeckt und das weiß sie auch.

Im Flug konnte ich sie kaum fotografieren, dazu war der Abstand zu dicht. Gegen Mittag kam der Herr dann mit Kaffee und ich konnte mir kurz die Beine vertreten. Man darf das Zelt alleine nicht verlassen.

Für gute 7 Stunden mein Quartier… und das war das Erstaunliche an dem Tag. Ich habe tatsächlich 7 Stunden da gehockt und bin überhaupt nicht unruhig geworden, habe nicht geraucht und einfach nur da gesessen und auf Eisi gewartet.

Immer dachte ich, uff, jetzt ist sie bestimmt satt und kommt erst mal nicht wieder. Aber Pustekuchen. Sie hatte gestern einen wirklich gesegneten Appetit und kam erstaunlich oft. Meinte auch mein Gastgeber, mit dem ich den ganzen Tag per SMS in Kontakt war. Ich musste Fischzahl und auch die Fehlversuche durchgeben. Das Eisi so oft kam, war für ihn auch ein Zeichen, dass ich mich absolut richtig verhalten habe. Ist wohl nicht immer so.

Da ich den Mietwagen schon um 17.30 Uhr wieder abgeben musste, bin ich dann kurz nach 16 Uhr schweren Herzens aufgebrochen.

Irgendwie musste ich mir noch 2 Stunden Zeit vertreiben, was nicht so einfach war in der Trostlosigkeit des Bahnhofs Kassel Wilhelmshöhe. Und leider war mein Laptop auch platt, sonst hätte ich schon mal Photos gucken können.

Ich habe mir dann einen Döner gegönnt und bin letztlich störungsfrei um 21.30 Uhr wieder in Hamburg angekommen, wo mich der Gatte am Bahnhof erwartete. Die Rückfahrt war ohne Verspätung, dafür musste aus technischen Gründen das Bordbistro geschlossen werden, in das ich gerne vor einer lärmenden Familie in meinem Wagen geflüchtet wäre. Das man den Kindern auch Kopfhörer aufsetzen kann, damit sie ihre Kinderfilme gucken können, hatte sich noch nicht bis zu der Mutter rumgesprochen. Zum Glück hatte ich ja welche dabei und damit könnte ich das nervige a la Benjamin Blümchen Geplärre übertönen.

Das Wetter war übrigens gar nicht mal so schlecht und ich habe tatsächlich überhaupt nicht gefroren in meinem Zelt. Die Handschuhe sind gar nicht zum Einsatz gekommen. Und strahlender Sonnenschein wären für Photos gar nicht gut gewesen. Heute ist es hier so richtig usselig, so dass ich in Ruhe meine vielen Photos sichten kann. Leider sind die wenigen Flugbilder, die ich machen konnte, nix geworden. Da gilt es gerade mal wieder, auch Frust auszuhalten, aber so ist das halt.

Vielleicht entdecke ich ja doch noch das ein oder andere mehr oder weniger sensationelle Photo :-)

Aber sehr viel Show bietet er halt nicht, der hübsche Vogel. Mit Glück kotzt er mal Gewölle, aber das war mir nicht vergönnt. Egal, es war rundum ein Erlebnis und ich bereue nicht, dass ich gefahren bin. Nicht nur das Photografieren, auch das völlig ruhige Alleinsein mit mir selber war eine spannende Erfahrung. Und ich habe auch ein bisschen was gelernt.

Ich bin jetzt doch ein bisschen angefixt und habe schon mal andere Ansitze im Visier. Ich schließe aber auch nicht aus, dass ich mich noch mal auf den Weg nach Hessen mache.

So, für den Moment höre ich mal auf und gehe jetzt weiter meine Bilder sichten. Habt einen schönen Sonntag. Vielleicht habt Ihr ja auch ein bisschen Freude an Eisi.