Inkonsequent

Ja, ich bin dann doch schwach geworden und bin gestern Abend zu für mich ungewöhnlich später Stunde noch mal zum Hafen gerollert.

Um es vorweg zu nehmen, das Handy hat sich gestern bei den Lichtverhältnissen als die bessere Alternative erwiesen. Da ich mit dem Roller unterwegs war, hatte ich kein Stativ dabei. Im Gegensatz zu den Horden von anderen Photografen, die sich am Hafen postiert hatten.

Es waren auch etliche Drohnen unterwegs, aber erstens war unsere nicht geladen und zweitens habe ich mich nicht getraut, da ich wenig Übung damit habe. Hier wäre es eh verboten gewesen (worum sich aber kaum jemand geschert hat), etwas weiter wäre es auf dem Musical-Parkplatz durchaus möglich gewesen)

Her Majesty beim Auslaufen auf dem Weg nach New York. Hamburg gilt ja als ihr heimlicher Heimathafen, weil die Hamburger alle ein bisschen verrückt nach der Queen sind.

Dafür war es aber verhältnismäßig leer auf unserer Elbseite. Bis die Musical-Theater ihre Besucher ausspuckten, aber da war die Queen schon weg und es waren nur noch wenige Menschen vor Ort, um auf das Dom-Feuerwerk zu warten.

Die Queen könnte sogar mit Landstrom versorgt werden, aber es gibt an dem Terminal in Steinwerder, wo sie meistens liegt, wie viele andere Kreuzfahrtschiffe auch, keine entsprechende Anlage. So stinken diese Schiffe mächtig vor sich hin, wenn sie hier am Kai liegen. In der teuren Hafencity möchte man dann nicht wohnen (auch dort gibt es ein Kreuzfahrtterminal, ein drittes in Altona).

Die blauen Lichter des Blue Port wurden angeblich reduziert, sowohl in der Anzahl der Leuchten, als auch in der Dauer ihres Betriebs. Ob es das nun besser macht in Zeiten, wo wir alle Strom und Gas sparen sollen, wage ich zu bezweifeln. Es sieht zweifelsohne schön aus, aber es ist in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem war ich auch da und bin mir des Widerspruches wohl bewusst. Da hat das Fotografenherz gesiegt, ich gebe es zu.

Touristisch gesehen haben die Städte, in denen diese Schiffe liegen, auch nicht wirklich was. Die Kreuzfahrer lassen kaum Geld in den Regionen, übernachten nicht, verzehren kaum (ist ja an Bord all inklusive) und werden nur durch Städte geschleust (wir haben das selber in Danzig als sehr unangenehm erlebt) und sind dann wieder weg. Aber ich habe vielleicht leicht reden, weil diese Form des Reisens für mich eh nie in Frage käme. Ich möchte was vom Land sehen, die Menschen, die dort leben und ich möchte die lokale Küche kennenlernen, .Aber das muss ja jeder für sich entscheiden, wie er gerne Urlaub macht.

Den Reiz einer Seefahrt kann ich durchaus nachvollziehen, ich bin ja selber früher viel auf der Ostsee unterwegs gewesen, allerdings auf dem Segelschiff meines Stiefvaters.

Heute Abend gibt es dann noch mal ein Stell-Dich-Ein zweier Kreuzfahrer auf der Elbe, die Bug an Bug ein besonderes Bild abgeben sollen. Wir sind aber heute eh in der Seemannsmission zur Verabschiedung des langjährigen Leiters. Mit einem Gottesdienst mit der Bischöfin wird er nach fast 30 Jahren im Dienst der Seemannsmission in den Ruhestand verabschiedet. Und da ich wohl heute in der Vorstandssitzung auch Mitglied der Seemannsmission werde, sind wir eingeladen. Mit Selbsttest und Maske um die Seeleute zu schützen.

Das freitägliche Dom-Feuerwerk, gestern das letzte, denn der Sommerdom geht Morgen zu Ende. Energietechnisch sicherlich auch gerade eine schwierige Veranstaltung. Vielleicht bin ich eine Spassbremse, aber wir kommen nun mal nicht umhin, uns Gedanken zu machen, Gewohnheiten zu überdenken, Verhaltensweisen zu ändern, wenn wir noch wenigstens irgendwas retten wollen. Das das oft nicht einfach ist, sehe ich ja an mir selber. Siehe gestern abend… konsequenterweise hätte ich ja gar nicht losfahren sollen. Natürlich hätte ich meine Abwesenheit die Veranstaltung nicht verhindert, aber ich muss sie nicht auch noch unterstützen, was ich indirekt ja getan habe.

Ich gelobe Besserung, denn wenn keiner so solchen Spektakeln gehen würde, würden sie vermutlich nicht stattfinden.