Gegen den Krieg

Trotz Ferien in Hamburg hatten sich viele Menschen auf dem Jungfernstieg eingefunden, um gegen den Krieg zu demonstrieren

Es war eine Kundgebung mit vielen guten Redebeiträgen.

und tiefenentspannten Teilnehmenden :-)

Es waren deutlich weniger Menschen als am Samstag zuvor, aber das ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass in Hamburg gerade Ferien sind.

Obwohl ich sonst keine Freundin von Demo-Reden bin, waren die vorgestern berührend, engagiert und zum Teil einfach richtig gut. Vor allem die des Hamburger Landespastors Dirk Ahrens. Er hat als einziger den Bogen ziemlich weit gespannt und auch an die vielen Menschen in Syrien, Afghanistan und anderswo erinnert und eine andere Flüchtlingspolitik gefordert.

Das wird vermutlich nicht die letzte Demo dieser Art gewesen sein. Da kramen wir also die alten Buttons mit den Friedenstauben wieder raus. Schon leicht angerostet, bis vor wenigen Wochen waren sie eine Erinnerung an andere Zeiten.

Ich merke, dass ich langsam an meine Grenzen komme. Über 2 Jahre Corona mit all den damit verbundenen Ängsten (die Einschränkungen haben mir wenig zugesetzt) und jetzt dieser Krieg, der erschüttert und Angst macht. Mir jedenfalls.

So ganz nebenbei noch einen Job, der mich gerade viel Kraft kostet, öfter mal auch Sorge um die Gesundheit des Gatten und was sonst noch so war. Ich bin ja seit Jahren ein durchaus stabiler Mensch und verfüge über eine gute Resilienz, wie das so schön auf neudeutsch heißt. Das war auch nicht immer so, aber wenn ich ehrlich bin, reicht es gerade nicht für viel mehr als das, was gerade nötig ist. Ich bin müde, ich bin erschöpft. Es gibt Tage, da hoffe ich schon fast, dass auch bei mir mal ein Test positiv ausfällt, einfach, damit ich mir ein paar Tage Auszeit nehmen kann. Nein, natürlich hoffe ich das nicht wirklich und das ginge ja auch anders. Aber einfach mal Zuhause bleiben, konnte ich noch nie und jetzt, wo ich quasi Alleinunterhalterin bin (Kollegin in Elternzeit) fühle ich mich noch verpflichteter als sonst und hätte eh keine Ruhe.

Wenigstens habe ich ein bisschen Ausgleich durch die Photografiererei, die mich ja auch immer wieder in die Natur zieht und mich ablenkt und den Blick auf die schönen Dinge richtet. Trotzdem fühle ich mich ziemlich ausgelaugt und freue mich auf ein paar Urlaubstage am Meer. Auf die muss ich allerdings noch vier Wochen warten. Aber immerhin ein Ziel vor Augen.

Als ich gestern nach Hause fuhr, musste ich doch mal am Michel anhalten und genauer hingucken.

Nun haben wir Zuhause auch ein paar Rosen stehen und ich gucke mal, dass ich heute welche mit ins Büro kriege.

Während wir hier ohne Angst demonstrieren können, riskiert diese mutige Frau sehr viel. Sie soll auch sofort verhaftet worden sein. Aber hier wird von Beschneidung von Freiheitsrechten gefaselt, wenn das Thema Tempolimit wieder auf den Tisch kommt. Da fällt mir auch langsam nix mehr zu ein.

Aber jetzt werde ich mal durch den Nebel stochern… da ergibt sich das Thema Tempolimit ganz von selbst :-)

17 Anmerkungen zu “Gegen den Krieg

  1. Ich war bisher nur zu einem Friedensgebet.
    Im April soll es in der Posthalle Würzburg eine grössere Benefiz-Veranstaltung geben, die ich mir vorgemekt habe.

    Ich wünsche Dir bald einen gesegneten Urlaub. Zum Auftanken. Meanwhile schöpfe weiterhin Kraft aus der Natur und durch DEine Fotografie :-)

    Gerhard

  2. Moin.
    Wenn ich diese Bilder sehe, meine Ex war wohl auch da, dann erinnert mich das an die Friedendemos Anfang der 80er. Ach ja, „damals“ als wir „mit der Rose in der Faust“ die Welt verändern wollten und letztlich die Welt uns verändert hat.
    Das erinnert mich so ein bisschen an das Lied „Was passierte in den Jahren“ von Wecker. Oder Wader? Egal, meine Lieblingsstrophe (ich hoffe fehlerfrei):
    „Was passierte in den Jahren, wohin hast du sie verschenkt?
    Meistens hast du doch am Tresen das Geschick der Welt gelenkt.
    Und die fiel nicht aus den Angeln, höchstens du fielst manchmal um –
    und für alle, die du bekämpft hast, machst du heut den Buckel krumm.“
    Na ja, das war nur mal so ein gedanklicher Rückflug ;)
    wir lesen uns, ich muss mal weiter ….

  3. Das mit den Blumen am Michel finde ich eine wirklich tolle Aktion….
    Blumen für alle. :good:

    Das erinnert mich an Szenen auf einer Demo gegen das AKW in Grohnde,
    Als die Mädchen aus unserer Clique mit Blumensträussen zu Demo gefahren sind und diese an die uns gegenübestehenden Polizisten mit ihren Helmen und Schilden verteilen wollten, die ja in grossen Teilen auch nicht älter waren als wir selbst.
    Manche von denen haben die Blumen angenommen, während andere schon zu Beginn der Demo so aufgeputscht waren, dass sie darauf völlig absurd und agro reagiert haben….

    Im Ergebnis haben uns diese Friedensangebote aber auch nichts genutzt.
    Die Dusche aus dem Wasserwerfer gab es trotzdem…. :-(
    Und damit hatten wir noch Glück – andere Demonstranten und auch viele Polizisten sind damals nicht so glimpflich davon gekommen, als ein Stück weit von uns weg die Sache eskalierte

      1. Grohnde – das war mein Demo-Trauma.
        Ein Freund von mir ( wir waren damals mit gut zwanzig Leuten auf der Demo) ist in die Krawalle geraten, die da am Bauzaun stattgefunden haben.
        Den haben sie derartig mit ihren Schlagstöcken verdroschen, dass er eine Gehirnerschütterung und zwei dicke Platzwunden am Kopf hatte.

        Der Rest unserer Gruppe (und auch ich) hatten uns zum Glück seitlich abgesetzt, als das losging und die Polizei mit Schilden und Schlagstöcken im geschlossenen Verband vorrückte. Nur er wollte noch Fotos machen und hatte das wohl nicht mitbekommen.
        Jedenfalls sind die Uniformierten direkt auf ihn zu und wollten ihm die Kamera abnehmen….

        Wir anderen hatten dabei wirklich noch Glück, dass uns nur die Wasserwerfer erwischt haben….

  4. Hallo Birte, ich kann dich so so gut verstehen – ich habe das Gefühl, ich bin auch so ziemlich am Ende, obwohl ich im Grunde genommen nichts wirklich auszustehen habe.
    Schon früher, als ich einen Hörsturz nach dem anderen bekommen habe, hat mein HNO-Arzt gesagt: „Sie müssen ruhiger und gelassener werden“ – doch offensichtlich konnte ich das damals nicht und heute auch nicht.
    Und heute werde ich durch meine Ohren ständig mehr „bestraft“ – beim ersten Video habe ich so gut wie nichts verstanden, dem zweiten konnte ich textlich folgen.
    Gestern war mein Enkel bei mir – er war als Kleinkind lange, lange Zeit in logopädischer Behandlung, doch genutzt hat es offenbar nicht viel, dazu ein Sprechtempo wie ein 100 m-Läufer, wenn ich ca. 60 % verstanden habe, dann war das viel. Ich habe ihn viele Male gebeten, einfach langsamer zu sprechen – doch das hat er nicht geschafft. Und dadurch fühle ich mich in fast allen sprachlichen Situationen außen vor, ausgeschlossen und maßlos überfordert. – Wahrscheinlich ist das ein Grund für meine „Überforderung“. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Medikament gegen das Stirnrunzeln der Ärztin auf die Hälfte reduziert habe. Wenn das so weiter geht mit meiner Gemütslage, werde ich wohl doch wieder aufstocken müssen.
    Ich bin immer froh und glücklich, wenn ich z.B. Reden von solchen Demos irgendwo in schriftlicher Form lesen kann, um einfach teilhaben zu können.
    Wenn ich mir ca. 10 sec Krieg vorstelle, sitze ich hier wie ein heulendes Häufchen und bekomme 3 Klöße im Hals, weil ich nichts wirklich dagegen tun kann.

    1. Als gut hören könnende kann ich mir das gar nicht wirklich vorstellen, wie das ist, wenn man so vieles nicht mitbekommt. Der Gatte hat ja auch Problem damit, aber sicherlich nicht so heftig wie Du.
      Die eine Rede hätte ich tatsächlich auch gerne schriftlich, aber ich fürchte, er hat „frei Schnauze“ gesprochen und nicht abgelesen.

  5. Wie lange hast Du denn noch bis zu Eurer ersten Auszeit?
    Ich kann Deine Situation teilweise recht gut nachvollziehen. Es sind nicht die Einschränkungen oder die Änderungen in der Lebensweise, die einem zusetzen. Daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Aber diese Ungewissheiten, das Unklare, das Unsichere, die gefühlte Gefahr – das nagt doch ganz schön. Und ja, auf Arbeit traut man sich gar nicht zu fehlen. Bei mir ist es weniger, dass dann Andere mehr belastet wären, sondern dass ich es ohnehin machen muss, wenn nicht jetzt, dann später, wenn ja auch nicht weniger als jetzt zu tun ist.
    Vermutlich war das dann auch mit ein Grund für meine schräge automatische Assoziation vom Sonntag…

    1. Das ist es ja bei mir auch. Wenn ich nicht da bin, bleibt schlicht alles liegen. Mich vertritt ja niemand, wenn ich nicht da bin und ich bin quasi über 1 Jahr Dauervertretung für meine Kollegin.
      Bis zu unserem kleinen Urlaub sind es noch fast vier Wochen :cry:

      1. Oh, oh, dann heißt es in der Tat, am Wochenende möglichst viel Kraft zu tanken und gut auszuspannen.

Leider keine Anmerkung mehr möglich.