In Berlin mit 240.000

Ich bin mal wieder früh aus den Federn, diesmal, um mit Engagierten der Hamburger Seebrücke nach Berlin zu fahren

Abfahrt nach Berlin ab Hamburg Sternschanze

Der Bus war leider nicht mal halbvoll, aber nach Berlin kann man natürlich auch komfortabler mit Bahn oder Auto kommen. So hatten wir aber reichlich Platz, was für mich kleines Menschlein den Vorteil hatte, das ich mich auf zwei Sitzen lang machen konnte und so deutlich besser schlafen konnte, als auf dem Weg nach Buir letztes Wochenende.

Noch sieht es eher leer aus am Alex

Wir waren zeitig da und ich gebe zu, ich habe noch einen Abstecher an den Hackeschen Markt gemacht, in der Hoffnung, ein paar Ohrringe zu erstehen, die ich da in meiner Berliner Zeit gekauft hatte und von denen ich einen verloren habe. Und ich hatte Glück. Nun habe ich einen in Reserve zum verlieren :-)

Dann habe ich mich ewig lange an den Straßenrand gestellt und der Zug nahm und nahm kein Ende

Familien mit kleinen Kindern, alte Menschen, meine Generation, Parteien, Verbände, Organisationen wie Oxfam, Brot für die Welt, die Landeskirche, Grüne, Linke, Die Partei und selbst die SPD war vertreten, Geschwerkschaften, queere Organisationen und und und

Gejodelt haben die wirklich

Da das Netz von Beginnn an zusammengebrochen war, habe ich selber kaum was mitbekommen über Zahlen und Berichte. Martin hat mich in den wenigen Minuten, die ich Empfang hatte, mit Infos versorgt. Erst hieß es 150.000. Das fand ich schon gigantisch, angesichts der Tatsache, das 40.000 erwartet worden sind. Zum Schluß haben aber selbst Tagesschau, der Spiegel und die Zeit  von über 240.000 berichtet.

Trommler waren mit im Zug und sorgten für viel gute Stimmung

Die hatten echt Durchhaltevermögen

Es war eine unglaublich gute Stimmung und ich habe sogar Bekannte getroffen. Zwei Kollegen vom Katholiken-und Kirchentag, eine Bekannte aus alten Zeiten in Hamburg. Es waren noch mehr da, aber da jemanden zu finden, war eher Zufall

Als die ersten schon an der Siegessäule waren, sind die letzten gerade am Alex los. Das ist immerhin eine Strecke von ca. 5km.

An der Siegessäule wurde ein buntes Kulturprogramm geboten mit wirklich toller Musik, vielen Redebeiträgen und einer ganz tollen Stimmung. Mein persönliches Highlight war Konstantin Wecker, der leider nur zwei Lieder gesungen hat

Toll fand ich auch eine Gruppe, die jiddische Musik gespielt hat. Ich muß mal recherchieren, wie die heißt.

Es wurde getanzt, diskutiert, gegessen und getrunken

Zum Schluß kam noch Herbert Grönemeyer auf die Bühne. aber da mußten wir zum Bus. Ich bin aber eh nicht so der Grönemeyer Fan, finde es aber gut, das er da war. Bewegende Reden von Georg Restle und Carolin Emcke, streikenden von Ryanair und anderen und immer wieder Musik

Um 20.30 ging es zurück nach Hamburg. Ich habe fast die ganze Fahrt schlafen können und war also schon fast ausgeruht, als wir um kurz nach Mitternacht wieder in Hamburg waren. Und durch die menschenleere Stadt konnte ich auch zügig nach Hause rollern. In der Schanze tobte allerdings noch das Leben, bei 19 Grad um Mitternacht mitten im Oktober…

Heute habe ich mal richtig lange geschlafen und werde nicht viel tun. Ab 18 Uhr wird es eh spannend und wie ich uns kenne, laufen dann auf diversen Endgeräten die verschiedensten Sender :-). Der Prosecco ist kalt gestellt… und es wird auf die krachende Niederlage der CSU angestoßen. Und auf die Hoffnung, dass die AfD möglichst klein bleiben möge.

Meine Handybilder habe ich im Photoblog hochgeladen. Die Kamera mitzuschleppen hatte ich keine Lust.

Ich bin ja nun schon lange politisch unterwegs, aber das gestern war mit das Größte, was ich zumindest in den letzten 20 Jahren erlebt habe. Und ich finde es schon bemerkenswert, was in den letzten Wochen so an Demos auf die Beine gestellt worden ist…. in München, Köln, Berlin, Hamburg und auch in kleineren Städten. Es zeigt eben deutlich, das es doch mehr Menschen gibt, die sich gegen Rassismus und Ausgrenzung aussprechen, als es die Wahlerfolge der AfD vielleicht manchmal vermuten lassen. Die Leute haben die Schnauze voll von Hetze und Ressentiments und das haben wir gestern in Berlin deutlich gezeigt.

Und immer mehr Menschen gehen auf die Straße, runter vom Sofa. Ein gutes Gefühl. Und vielleicht nehmen die Politiker ja auch mal diese Bürger wahr, die sind nämlich auch besorgt, sehr besorgt um den Zustand unserer Gesellschaft. Und wir sind mehr als die Nazi-Schreihälse, viel mehr.