Jetlag

So richtig komme ich heute nicht aus dem Quark. Der Tag gestern steckt mir doch in den Knochen. Heute habe ich folglich auch nicht viel beschickt gekriegt. Wäsche gewaschen, viele Berichte zu gestern gelesen, eine Runde Äuglein zu auf dem Sofa und nun die Zubereitung unseres Abendessens

Mehr ist heute nicht drin. Geduscht habe ich immerhin, weil ich mich doch leicht verschwitzt fühlte nach der langen Fahrt gestern und dem Spaziergang bei 26 Grad.  Also habe ich heute Flohmarkt Flohmarkt sein lassen, auch zum Mühlenfest hier auf der Insel konnte mich nichts bewegen. Satt dessen kurze Wege zwischen Küche und Sofa :-) Aber das macht ja auch nix, dafür sind Sonntage ja auch irgendwie da.

Der nächste Samstag wird vermutlich kaum weniger anstrengend, wenn auch mit nicht ganz so langen Busfahrten. Aber wie sagen wir Hamburger, wat mut, dat mut. Und das denken wohl wirklich viele zur Zeit. Runter vom Sofa, rauf auf die Straße.

50.000

Um halb drei Uhr morgens klingelte mein Wecker….. Martin war noch wach und hatte dankenswerter Weise schon den Kaffee fertig. Also unter die Dusche, schnell noch ein paar Brote geschmiert, Kaffee in den Thermobecher und mit dem Roller ab zum Hauptbahnhof

Warten auf den Bus

Da hieß es dann warten auf die vier Busse, die alleine der BUND geordert hatte. Ich habe gehört, Greenpeace hat auch vier Busse von Hamburg aus losgeschickt.

Alle waren pünktlich, nur die Busse leider nicht. Also ging es schon leidlich verspätet los.

Während der Pausen auf Autobahnraststätten haben wir viele andere Anreisende getroffen. Busse aus dem Wendland, aus Bielefeld…Bis kurz vor Leverkusen ging alles flott voran. Da hat dann unser Busfahrer leider etwas die Orientierung verloren und ist heftige Umwege gefahren. Aber im Bus war gute Stimmung, es waren interessante Gespräche und wie der Zufall es so will hatte ich einen Sitznachbarn, der Schafe hält. Wir haben dann sofort gefachsimpelt. Leider verkauft er seine Wolle nicht, sondern verarbeitet sie selber.

Blick auf den Rhein

Kurz hinter Köln  ging das Verkehrschaos dann richtig los, zumal die Polizei Zugangsstraßen gesperrt hatte. Um 13 Uhr kamen wir schließlich an, 5 km vom Veranstaltungsgelände entfernt. Da war Fußmarsch angesagt

Am Straßenrand Busse, soweit das Auge reicht… es waren mehrere hundert. Um zwei Uhr war ich dann endlich auf der Kundgebung. Da der Bus um kurz nach vier wieder fahren sollte, blieb mir also gerade mal eine Stunde, um an der Kundgebung teilzunehmen.

Einige der vielen vielen Busse.
Fußmarsch vorbei an der Abbruchkante

Da es so irre voll war, habe ich nur wenige Bilder gemacht

Auch Landwirte aus der Region waren dabei

Die Kundgebungsteilnehmer waren wirklich bunt gemischt. Viele junge Leute, Familien mit Kinderwagen, Menschen meines Alters, die sich ein bißchen an Gorleben erinnert gefühlt haben.

Das Wetter war traumhaft, entsprechend staubig war es auf dem Acker.

Den Klavierspieler habe ich selber leider nicht gesehen: (link anklicken, dann kann man ihn spielen hören)

Aber leider konnte ich ja nicht lange bleiben und mußte die 5 km wieder zurück laufen. Durch Geisterorte, die dem Braunkohleabbau schon zum Opfer gefallen sind

Manheim….. verrammelt und dem Braunkohleabbau bereits geopfert

Natürlich kam der Bus nicht pünktlich los, weil es gedauert hat, bis er sich aus der Schlange der Busse lösen konnte.

Dicke Füße

Aber dann ging es doch relativ zügig nach Hamburg voran. Um Mitternacht war ich dann wieder zuhause.

50.000 sollen es gewesen sein und ich halte das durchaus für realistisch. Es war ein einziges Kommen und Gehen am Kundgebungsort. Manchen Menschen mußten über 10 km laufen, weil auch Bahnhöfe gesperrt wurden, Shuttlebusse nicht mehr durchkamen. Anhand der Nummernschilder an den Bussen war zu sehen, das die Menschen wirklich von überall kamen.

Die Polizei war auffallend zurückhaltend. Die angeblichen Sicherheitsbedenken, die zum Demoverbot geführt hatten, waren vor Ort nicht wirklich nachvollziehbar. Die Menschen sind friedlich gelaufen, haben sich an die Wege gehalten, sind nicht über die Äcker gelaufen und es war wie ein riesiger Familienausflug und hat mich wirklich an die ein oder andere Gorleben-Demo erinnert.Wie schrieb die Zeit: Es war die Mitte der Gesellschaft, die hier demonstriert hat.

Hier gibt es einen Bericht vom WDR

Gleichzeitig haben in München 18.000 Menschen unter dem Motto „Mia ham’s satt“  eine Agrar- und Verkehrswende nach der bayerischen Landtagswahl am 14. Oktober gefordert.

Und ich habe noch aus dem Bus heraus mein Busticket für nächstes Wochenende nach Berlin gesichert. Dann geht es morgens um 7 Uhr zur Demo „unteilbar“ Solidarität statt Ausgrenzung. Da fahre ich dann mit der „Seebrücke“ nach Berlin. Eigentlich wollte ich mit dem Zug fahren, aber die Tickets sind teuer oder man ist ewig unterwegs. Berlin mit dem Bus ist ja nicht so heftig wie gestern nach Kerpen.

Am 1.12 geht’s dann wieder nach Berlin zur Großdemo für den Kohleausstieg. Anlass ist der Abschluß des Kohlegipfels. Es wird also noch einige Demos geben, aber ich finde es toll, das so viele Menschen sich einsetzen, auf die Straße gehen und nicht nachlassen.  Das ist lebendige Demokratie und zeigt den Politikern hoffentlich, das wir uns nicht mehr alles bieten lassen.

Aber heute mache ich definitiv nicht mehr viel. Zumal ich trotz des langen Tages gestern auch schon wieder sehr früh wach war.

Trotz der Strapazen bin ich froh, das ich gestern dabei war.

Ich weiß nicht, wie lange das online ist, aber im Live Block vom WDR gibt es auch noch ein paar schöne Bilder und Töne