Nennt sich dann greenwashing

Kleiner Nachklapp zu den Tagen in Stuttgart. Untergebracht waren wir im Hotel Maritim. Ein etwas in die Jahre gekommenes Hotel (kenne ich schon von Travemünde) mit dem Charme der Kohl-Ära. Aber okay. Ich hatte ein Doppelzimmer mit reichlich Platz. Die Klimaanlage war so laut, dass selbst ich immer wieder davon wach geworden bin. Am ersten Abend ging die Klospülung nicht und als ich in die Sauna wollte, gab es keine Bademäntel mehr, weil man so gut gebucht sei. Tolle Ausrede.

Dafür gab es ein sehr reichhaltiges Frühstück. Was mich aber wirklich angekäst hat, war etwas anderes. Man konnte ein kleines Säckchen an seine Zimmertür hängen, um zu signalisieren, dass man an dem Tag keine Zimmerreinigung braucht. „Der Umwelt zuliebe“. Da kann ich natürlich gut mitgehen. Ich wechsel schließlich Zuhause auch nicht täglich die Handtücher. Als Dankeschön hatte man dann ein Tütchen Blumensamen im Beutel.

Beim Frühstück erfuhr ich dann später, dass jemand um Mitternacht rumgeht und guckt, welche Zimmer nicht gereinigt werden müssen. Und dann werden die Reinigungskräfte entsprechend wieder abgezogen. Heißt nix anderes, dass man unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes Personal einspart und diesem sehr kurzfristig mitteilt, dass es nix zu tun hat und entsprechend weniger verdient. Ab dem Tag habe ich das Säckchen nicht mehr rausgehängt. Natürlich profitiert das Hotel davon, wenn nicht so viel gereinigt werden muss, aber auf Kosten des Personals und da gehe ich dann nicht mehr mit, zumal die Reinigungskräfte ganz sicher nicht zu den Großverdienern gehört.

Privat würde ich dieses Hotel nicht buchen, da ist mir ehrlich gesagt ein Motel One lieber, auch wenn es sich nicht so „schick“ gibt. Ich habe aber eh wenig Zeit im Hotel verbracht, ich war ja im Dauereinsatz. Am Samstagabend war ordentlich Alarm in der Lobby mit lauter Menschen mit auffällig unaufälligen Knöpfen im Ohr. Der Grund war schnell erkannt, als der bayerische Innenminister Herrmann aus seiner Staatskarosse stieg. Gut, das ich ihn nicht erkannt habe, mir wäre vielleicht eine dumme Bemerkung entfleucht.

Ich konnte ja mal kurz zum Schlussgottesdienst auf dem Schloßplatz gucken.

Ich gebe zu, mit katholischen Gottesdiensten tue ich mich sehr schwer.

Ich bin dann auch relativ schnell wieder an meinen Stand zurück.

Übrigens tun sich viele Bischöfe auch sehr schwer mit dem Katholikentag und wollen ihn bei sich nicht haben. Zu kritisch, zu divers. Ein Herr Woelki lässt sich da nicht blicken, geschweige denn, dass er ihn in Köln haben möchte. Im Gegensatz zum Evangelischen Kirchentag hat es der Katholikentag schwer, Städte und vor allem Bistümer zu finden, wo er zu Gast sein kann. In Regensburg hatten wir ordentlich trouble mit dem erzkonservativen Bischof, der die für ihn sehr unliebsame Veranstaltung von seinem Vorgänger „geerbt“ hatte.

Auf dem Katholikentag haben Themen Platz, die die kath. Kirche gerne meidet: Missbrauch in der Kirche, der synodale Weg, Homosexualität, Diakonat der Frau usw. Auch die Bewegung Maria 2.0 hatte dort einen Stand. Es gibt ja viele Menschen, die an ihrer Kirche leiden, aber dennoch um sie ringen.

Man wird aber wohl nicht zuletzt wegen der Teilnehmerzahlen das Format neu überdenken. Während zum Kirchentag so um die 100.000 Menschen kommen, waren es in Stuttgart wohl gerade mal 27.000. Das ist sicherlich auch noch Corona geschuldet, aber der Aufwand für solche Teilnehmerzahlen ist schon etwas überdimensioniert. In Münster waren es noch 90.000, aber das ist auch der Tatsache geschuldet, dass das Münsterland sehr katholisch ist und schon immer viele Teilnehmenden aus diesem Bistum zum Katholikentag gefahren sind.

Schräge Vögel ziehen beide Veranstaltungen magisch an.

Inhaltlich habe ich ja beruflich mit den Veranstaltungen nie viel zu tun gehabt. Ich war dafür zuständig, dass 6000 Menschen beim Katholikentag gut und sicher in Schulen untergebracht werden konnten, dort Frühstück bekamen und von von mir geschulten Quartierteams betreut wurden. Beim Kirchentag war ich in Hamburg für die Privatquartiere zuständig und in Stuttgart und Berlin dafür, dass die Menschen an ihre Karten kamen. Ausserdem haben wir im Teilnehmerservice auch die Mitwirkenden und die ausländischen Gäste betreut. Wir selber hatten zum Kirchentag in Hamburg einen sehr netten Gast aus Amsterdam. Unser Gegenbesuch steht bis heute aus….

Für eins hatte ich in Stuttgart dann aber doch noch Zeit

Ein kleiner Einkauf bei Pois. Den Laden habe ich damals entdeckt. Wunderbarste Lebensmittel aus Portugal, direkt importiert von kleinen Erzeugerbetrieben. Ich hätte gerne mehr gekauft, aber dann hätte ich wohl DHL bemühen müssen. Die ersten dieser so köstlichen Oliven sind schon verspeist und der Honig wird hier auch gerne gegessen. Betrieben wird Pois von einem Portugal-Liebhaber, der irgendwann angefangen hat, erntereife Orangen aus dem Urlaub mitzubringen. Daraus ist inzwischen deutlich mehr geworden. Er unterstützt Kleinbauern, kleine Manufakturen und zahlt den Bauern deutlich mehr, als sie sonst auf dem „Weltmarkt“ bekommen würden. Alles ist biologisch angebaut und einfach wirklich lecker. Ich versuche ja seit Jahren, ihn zu einem online shop zu überreden :-) . Bis nach München liefert er inzwischen schon, aber Hamburg ist einfach zu weit weg.

Und ich möchte noch ein Bild von der Kirchenmeile zeigen:

Sea-Eye hatte ein Schlauchboot ausgestellt, mit dem Flüchtlinge über das Mittelmeer „geschippert“ sind.

Wenn man sich vorstellt, dass so ein Boot überfüllt auf dem Mittelmeer unterwegs ist… und es sterben immer noch viele Menschen auf ihrer Flucht. Leider wird über das Flüchtlingselend auf dem Mittelmeer, in Griechenland und an der polnisch-belarussischen Grenze kaum noch gesprochen.

So langsam verzieht sich meine doch hartnäckige Erkältung. Ein weiterer Test heute Morgen zeigt mich nach wie vor Corona negativ. Aber es soll sie ja auch noch geben, die gute alte Erkältung.

Zur Banksy Ausstellung werden wir gehen können. Ich muss auch langsam mal wieder raus aus der Bude. Am Wochenende muss dann mal wieder die Kamera glühen :-) Die Störche haben längst Nachwuchs und im Inselpark war ich auch schon lange nicht mehr. Und irgendwie würde ich den Gatten gerne zu einer kleinen Ausfahrt in die Vier-und Marschlande überreden. Mit einem zufälligen Schlenker vorbei an einem Pflanzenverkauf auf Hof Eggers B-) . Mir fehlen noch Auberginen, die ich alleine schon wegen ihrer schönen Blüten gerne hätte.

aus dem Archiv

Ich wünsche schon mal allseits schöne Pfingsten und ein erholsames langes Wochenende.