Es wird auf Balkonien und ich bin einer Illusion beraubt

Die ersten Himbeeren erröten, die Heidelbeeren brauchen noch etwas. Auch die Tomatenernte könnte dieses Jahr gut werden.

Ich habe ja einige verschiedene, alle etwas eher seltene Sorten, die man so garantiert kaum im Laden bekommt. Das hier sind zwei von ca. 6 Sorten

Auch die Physalis-Ernte fällt wohl gut aus.

Einzig meine Gurken machen mir Sorgen

Sie trägt viele Blüten, aber dann gammeln die zarten Gurkenpflänzchen einfach weg. Mir fehlt eine zweite Pflanze, habe ich gerade erfahren. Da muss ich wohl noch mal eine besorgen. „Es fehlen ihnen die männlichen Blüten.

Die kleinen Gurken sind die weiblichen und wenn normale Blümchen an den Gurken fehlen- also die männlichen- dann werden sie nicht bestäubt und sie sterben ab.“ Das schrieb mir gerade jemand in meiner Facebook-Bio-Balkon-Gruppe.

Meine Microgreens in der Küche. Bisschen Kräuterquark, Tomate oder Radieschen, ein paar Micro-Greens und etwas Gomasio (Sesam mit Meersalz)…. mehr brauche ich gerade nicht auf Brot. Ich liebe das.

Ich esse das einfach gerne, hat bei mir nix mit irgendwelchen Ernährungsphilosophien zu tun, gegen die ich ja mittelschwer allergisch bin. Gesund sind diese kleine Pflanzen allerdings schon, weil da viel Power drin steckt. Weniger gesund ist sicherlich das Weißbrot, aber ich esse in der Regel, worauf ich Appetit habe. Das ist eben auch mal ein Brötchen. Ich halte das immer noch für die gesündeste Form der Ernährung, solange man nicht nur auf Gummibärchen Appetit hat. Und ich achte auf Herkunft und Anbau der Lebensmittel.

Die Spinnenblume ist bei den Schwebfliegen sehr beliebt. Bald blüht noch das Krause Herzgespann

Chinesische Trollblume

Enziansalbei

Zum zweiten Teil der Überschrift: Wir haben heute unseren vorbestellen Bruderhahn abgeholt und ich musste lernen, dass es zumindest teilweise eine Illusion ist, dass man damit Gutes tut. Ich haber zwar einem männlichen Küken ein relativ kurzfristiges Überleben gesichert, aber tatsächlich haben diese Hähne eine bescheidene Ökobilanz. Die fressen deutlich mehr als ihre Frauen und setzen trotzdem weniger Fleisch an. Sprich, man muss viel Futter in wenig Fleisch investieren und hat dann am Ende einen Spargeltarzan auf dem Teller (O-Ton unser Biobauer). Der Schlachter im Bioladen meinte, sinnvoller wäre es, die männlichen Küken an Zoos oder Vogelparks zu geben, wo sie verfüttert werden können. Mit der gleichen Menge Tierfutter kann man deutlich mehr Fleisch erzeugen.

Parakresse

Die Aussagen stammen vom Erzeuger selber und von seinem Schlachter, trotzdem müssen sie es machen. Glücklich sind sie damit aber nicht, weil das, was die Hühner fressen sinnvoller eingesetzt werden könnte. Wieder was dazu gelernt. Nächstes Mal gibt es wieder ein „richtiges“ Hühnchen, am liebsten von Odefey&Töchter. Ich muss die auch nicht online bestellen, ich bekomme sie hier in der Hobenköök.

Zuckerschoten

Nach dem Einkauf sind wir beide heute etwas schlapp. Vielleicht drehe ich noch eine kleine Runde im Inselpark. Oder ich schleppe Erde nach oben und wühle in Blumentöpfen. Heute kam mein Blauer Mohn

Und noch

Limonenysop, Kleiner Kaukasus-Beinwell, Wallwurz, japanische Purpur-Petersilie und Gundermann

Aber das muss ja noch nicht das Ende sein B-) . Nächstes Wochenende will ich noch mal zu der Kräutergärtnerei. Dort findet ein Kräutertag statt:

Über 80 Aussteller und Anbieter werden für eine Fülle an kräuterigen Verlockungen sorgen: Gewürze, Tees, Essenzen, Kosmetika, Aufstriche, Gelees, Pesto und Öle, Kräuterweine und Kräuterliköre, gewürzte und angerichtete Spezialitäten wie Kräuterforelle, Kräuterkekse oder gebackene Holunderblüten, Kräuteressige, Kräuterseife, Kresseäpfel, Bücher über Kräuter und vieles mehr.

Im Hofladen habe ich noch ein Buch mitgenommen. Vielleicht finden sich dort noch genussvolle Ausflugsziele in der Heide. Unser Hofladen kommt auch drin vor, auch wenn der Ort nicht wirklich in der Heide ist.

stimmt nicht mehr alles.. die Hühner gibt es schon lange, Demeter macht er nicht mehr,weil ihm die Esoteriker auf den Keks gehen und was gar nicht erwähnt wird ist die irre sortiere Käsetheke und sind die Produkte andere kleiner Erzeuger, zB. aus Italien

Ich glaube, bevor ich unseren Spargeltarzan in den Ofen schiebe, gehe ich noch mal eine Runde raus. Hier findet am Wochenende auch unser sehr feines Musikfestival 48h Wilhelmsburg statt. Musik an allen möglichen und unmöglichen Orten mit Musikern von der Insel und mit so ziemlich allen Stilrichtungen. Immer sehr fein, aber danach ist mir gerade nicht.

14 Anmerkungen zu “Es wird auf Balkonien und ich bin einer Illusion beraubt

  1. Tja.
    Es könnte so schön sein mit dem Balkon, wenn dazu nicht auch die Menge an Blumenerde gehören würde, die erst mal drei Treppen hoch geschleppt werden will… zusätzlich zu allem anderen, was ja auch die Treppe hoch muss….

    Zu den Bruderhähnen:
    Mir war das tatsächlich auch neu, was wir da heute gehört haben – und jetzt erscheint es mir auch ganz logisch…
    Fragt sich bloss, ober der Grosszüchter das auch so rechnet, der auf die Idee gekommen ist – oder ob der da nur eine zusätzliche Einnahmequelle erschliessen wollte….

    Und zum Insel-Musik-Festival.
    Inzwischen ist das nicht mehr so meins, wie vieles, was ich Anfangs auf unserer Insel ganz toll fand. Ich zumindest habe im Programm eigentlich nichts mehr gefunden, was ich mir unbedingt ansehen/anhören müsste…..

    1. Die Großzüchter haben die männlichen Küken bisher ja geschreddert. Die Vermarktung von Bruderhahnfleisch ist nicht einfach. Der Bauckhof macht das ja schon lange und verkauft aber auch Wurstwaren oder Curryhuhn im Glas. Das ist tatsächlich auch sehr lecker.
      Das Raubvögel gerne Küken fressen, haben wir ja in Marlow gesehen. Da lagen die einfach tot auf einem Baumstamm und warteten darauf, verspeist zu werden.
      Was die Musik angeht, geht es mir ähnlich. Zumal unser Freund Lutz ja leider nicht mehr dabei ist. Aber Tingel vielleicht :-)

    2. Bei ubs ust Umsonst & draussen nöchstes we.
      Da muss ich mit, obwohl das einfache zu unspeziell ist .
      Vor 10 jahren gab es noch spezielle Bands, die kein mainstream waren!!

      1. Hier ist es auch unspeziell. Die Künstler müssen hier von der Insel kommen. Das geht von Klezmer bis Shanty. Da ist so ziemlich alles dabei

  2. Ich frage mich immer wieder wie schon bei den Küken festgestellt wird, dass es Hähnchen sind.
    In allen möglichen Sendungen im TV habe ich immer gesehen, dass man den Vögeln ein paar Federn ausziehen muss um anhand des Blutes im Kiel das Geschlecht festzustellen.
    Und anstatt die Küken zu schreddern hätte man sie wirklich an Zoos verkaufen können.Dort werden die Küken ja extra ausgebrütet als Tierfutter.
    Und es erstaunt mich immer wieder was so alles auf deinen Balkon passt. Aber die Fotos von den Blüten sind wieder wunderschön.

    1. Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, wie das festgestellt wird. Das Kükenschreddern ist natürlich abartig, aber in Zeiten von Getreideknappheit ist es auch fragwürdig, die Hähne groß zu ziehen, die eben im Verhältnis zum Fleischertrag relativ viel davon brauchen.
      So langsam ist der Balkon auch voll, aber ein bisschen was geht immer noch :-) Den Kräutertag lasse ich mir jedenfalls nicht entgehen. Mittlerweile ist es wirklich eine Freude, auf dem Balkon zu sitzen und die vielen Düfte der Kräuter und Duftpflanzen in der Nase zu haben. Und natürlich macht es auch Spaß, ein bisschen was zu ernten. Himbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren zu naschen, aber vor allem liebe ich mein Kräuterbeet.
      Der Bruderhahn wurde mit verschiedenen Thymiansorten, Oregano, Rosmarin und Za’atar gewürzt und was sehr lecker. Die Kräuter würzen ja nicht nur sehr fein, sie machen vieles auch bekömmlicher.

  3. Verfüttern ist vielleicht die (aus Menschensicht) „nettere“ Variante gegenüber Schreddern. Aber solange es Gewinn bringt, wir es für Unternehmen egal sein, ob da etwas ökologisch ist oder nicht. Schwierig finde ich, dass man sich diese Infos alle selbst zusammenklauben muss. Wer hat die Zeit, die Muße, den Geist und die Geduld, das ständig zu tun?

    1. Für „unseren“ Bauern ist es wohl eher ein Zuschussgeschäft und er selbst sieht es eben auch kritisch. Vielleicht können sie das Fleisch in ihrer Manufaktur verarbeiten. Ich habe das ja bisher für eine gute Idee gehalten mit der Bruderhahnhaltung, aber seit gestern nicht mehr. Lecker war er aber trotzdem.
      Da ich mich bemühe, möglichst bewußt einzukaufen, nehme ich mir schon die Zeit, allerdings wäre ich hier gar nicht auf die Idee gekommen, das zu hinterfragen.
      Ich finde Verfüttern nun nicht so verwerflich. Letztlich werden sie immer verfüttert, ob nun an Greifvögel oder Menschen.

      1. Die Frage ist aber schon, ob es genug potentielle Futterverwerter gibt, die mit Küken artgerecht zu ernähren wären. Das dürfte schon alleine aufgrund der schieren Masse an männlichen Küken zum Problem werden.
        Insofern kann Bruderhahnhaltung womöglich ein Teil einer Strategie sein, wenn man die Küken nicht schreddern will und nicht allesamt anderweitig sinnvoll verwerten kann.
        Was aber angesichts des wirtschaftlichen und ökologischen Hintergrundes sicher nicht die alleine selig machende Lösung ist…

        Vermutlich liegt der Schlüssel für dieses Problem also in einer ganz anderen Kiste:
        Diese spacken Brüderhähne gibt es ja nur, weil bei der Zucht das Hauptaugenmerk auf den Hennen lag, die Eier produzieren sollen und weil man andere Eigenschaften dabei bewusst weg gezüchtet hat – beispielsweise auch den Fleischansatz im Brustbereich.
        Alte Hühnerrassen als Allrounder hatten diese Merkmale nicht und taugen sowohl als Eierproduzenten ( wenn auch nicht im Hochleistungsbereich) als auch als Fleischlieferanten..
        Wahrscheinlich müsste man in diese Richtung zurück, wenn man das ganze verträglich für alle (also auch für die Bruderhähnchen) regeln will?

        BTW.: warum redet eigentlich niemand über die Schwesterhennen bei der Brathähnchenproduktion?

        1. Solche alten Tierrassen sind ja ausserdem auch meistens sehr viel robuster und brauchen somit auch weniger Medikamente. Viel zu viel hat man unseren vermeintlichen Bedürfnissen angepasst (oder denen der gewinnstrebenden Industrie). Langfristig werden wir wohl nicht umhin kommen, damit zu leben, dass nicht immer alles jederzeit verfügbar ist, wenn wir umweltverträglicher wirtschaften wollen.

        2. Ich würde auch eher in diese Richtung schauen. Je weniger Eier wir essen, desto weniger „unnötige“ Hühnermännchen „fallen an“. (Ziemlich unempathisch geredet…)

      2. Ja, Verfüttern – an wen auch immer – hat immer diesen moralischen Beigeschmack.

  4. Jetzt weiß ich endlich warum auch meine Balkongurken im letzten Jahr vereinsamt sind. Bei den Kiwis braucht man auch eine männliche und weibliche Pflanze. Manchmal fehlt halt einfach das Wissen zum Erfolg.

Leider keine Anmerkung mehr möglich.