Die Woche hat es in sich

Ich bin neben meiner eigentlichen Arbeit diese Woche auch noch dauernd Springerin in unserem Service-Telefon, weil da mal wieder ein ordentlicher Krankenstand herrscht. Bei uns ist die Jugend dauernd krank, während wir Oldies seit halben Ewigkeiten keinen einzigen Tag gefehlt haben. Und das nicht, weil wir uns noch hinschleppen, sondern, weil wir schlicht nix hatten. Also habe ich neben meinem Job auch noch viele viele Telefonate höchst unterschiedlicher Intensität geführt. Manche rufen da nur an, weil sie einen Patenschein brauchen, wieder in die Kirche eintreten wollen oder einen bestimmten Pastor suchen. Manche aber eben auch, weil sie in tiefen Lebenskrisen stecken und Hilfe brauchen. Wir sind kein Seelsorgetelefon, aber manchmal fühlt es sich so an, zumal wir den Leuten zuhören, auch um bestmöglich helfen zu können.

Herbst und Winter sind auch so bei mir immer die arbeitsintensivsten Zeiten, ich kann also über zu wenig Arbeit gerade nicht klagen.

Während ich heute Morgen noch so halb im Regen ins Büro gerollert bin, hatte ich heute Abend wenigstens noch einen zauberhaften Sonnenuntergang und natürlich leider nur das Handy dabei

Und natürlich beobachten auch wir im Büro die Entwicklungen, zumal unser Haupttätigkeitsfeld die Krankenhausseelsorge ist. Das ist für die Pastores natürlich nicht einfach, zumal auch sie oft nicht zu Patienten und Patientinnen gelassen werden, was schon zu Gesprächen auf Senatsebene geführt hat. Oft sind die Krankenhausseelsorgenden die einzigen Ansprechpersonen für Kranke und Sterbende. Und die meisten von ihnen sind auch schon älteres Semester und haben natürlich auch so ihre Ängste.

Bei uns im Gebäude besteht seit Mai Maskenpflicht, alle Besucher werden angemeldet und die Sitzungsräume sind für weit weniger Menschen zugelassen, als sie fassen könnten. Viele Sitzungen finden mittlerweile per Zoom statt, aber immer geht das auch nicht.

Eine gewisse Anspannung ist überall zu spüren. Ich bin auch nicht frei davon, aber es ist auch gut, dass wir im Büro doch auch drüber reden, wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Ängsten und manchmal durchaus kontrovers.

Das nimmt auch ein bisschen den Druck und oft machen wir auch blöde Witze um Druck abzulassen. Und manchmal hilft es vielleicht auch, sich zu vergegenwärtigen, dass es uns hier noch vergleichsweise gut geht, auch wenn das Klopapier gerade wieder knapp zu werden droht

Und wenn ich sehe, was in Berchtesgaden, Delmenhorst und anderswo los ist, sind wir hier in Hamburg auch noch gut dran… noch. Von anderen Ländern ganz zu schweigen, wo sie den Laden wieder komplett dicht machen. Gerade bin ich auf ein FB Post von Dunja Hayali gestoßen. Damit ist eigentlich alles gesagt:

Bitte bleiben sie solidarisch!

Tragen Sie den auch von mir -trotz Snoopy- ungeliebten ‚MNS‘, halten Sie Abstand und bewahren sie Anstand!

Ich sage das nicht nur, weil auch Freunde von mir gesundheitlich und/oder wirtschaftlich arg betroffen sind, sondern weil mir viele Menschen ihre Geschichten, ihr Leid, ihre Not schildern. Und ich möchte einfach so gut es geht dabei helfen, dass wir zusammen 🤜🏽🤛🏼 gemeinsam durch diese Zeit kommen.

Also bitte bleiben auch sie solidarisch 🙏🏽

Und ja, ich sage das weiterhin (trotz Ungeduld und Waschmüdigkeit) voller Überzeugung, auch wenn in meinen Augen einige Maßnahmen keinen Sinn ergeben, verwirrend sind und ich mir an der ein oder anderen Stelle mehr Einheitlichkeit und Transparenz wünsche würde. Und warum wir erst jetzt Plan a,b,c diskutieren, weiß ich auch nicht. Der Herbst ist ja nicht vom Himmel gefallen.

Aber hey, es liegt an jedem von uns!

Hohn, Spott, Fake-News, Spalter, Ignoranten, usw. sollen sich bitte eine andere Spielwiese suchen. Das hier ist einfach zu ernst.

Und deshalb noch 3 Sätze zur Meldung über Jens Spahn, der positiv auf Corona getestet wurde. Es gibt keinen 100% Schutz vor #Corona. Sie können sich also ihren Hohn, Spott und ihre homophoben Aussagen gegenüber #Spahn sparen.

Wie tief muss oder kann man eigentlich sinken?Ach was soll’s 🤷🏻‍♀️ Deshalb doppelt und dreifach gute Besserung Jens Spahn.dh

👉🏽 Prävention ist keine Hysterie. und Ignoranz kein Mut!

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und nun stricke ich noch ein paar Reihen und dann plumpse ich bald ins Bett. Das frühe Aufstehen fällt mir jetzt doch schwerer, wenn es Morgens noch stockfinster ist und bald wird es das auch Abends sein, wenn ich nach Hause fahre.